Impfstoff-Knappheit keine Katastrophe

Verwirrung um Lieferengpässe bei Impfstoffen für Säuglinge: Während einige Mediziner Alarm schlagen und von einer Katastrophe sprechen, geben rheinland-pfälzische Kinderärzte Entwarnung.

Trier. Immer wieder melden sich besorgte Eltern bei Stephan Güntzer. Sie sind aufgeschreckt durch die Warnung des Präsidenten des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Wolfram Hartmann. Er sprach von einer tödlichen Gefahr für Babys durch Lieferengpässe bei einem Kombi-Impfstoff für Säuglinge. Der Trierer Kinderarzt beruhigt: "Ärgerlich, aber keine Katastrophe" nennt er die Knappheit bei dem sogenannten Sechsfach-Impfstoff. Statt mit einer Kombi-Spritze könnten die Kinder mit zwei Spritzen vor den entsprechenden Krankheiten geschützt werden. "Das ist zwar ein Pieks mehr für die Babys, aber im Grunde genommen kein Problem", sagt Güntzer.

Säuglinge werden seit einiger Zeit mit einer einzigen Spritze gegen Diphtherie, Haemophilus influenza Typ B (dabei handelt es sich um Bakterien, die bei Kindern lebensgefährliche Entzündungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich auslösen können), Hepatitis B, Keuchhusten, Kinderlähmung (Polio) und Wundstarrkrampf geimpft. Genau für diese Impfung gibt es derzeit aber Nachschubschwierigkeiten.

Säuglinge können auch später geimpft werden



Einziger zugelassener Hersteller für die Kombi-Impfung ist der Pharmakonzern GlaxoSmithKline. Der hat Ende Januar in einem Brief, der dem TV vorliegt, den Kinderärzten angekündigt, dass es zu "temporären Lieferschwierigkeiten" bei dem Sechsfachimpfstoff kommen kann. Als Ursache wird darin "die erhöhte Auslastung der Kapazitäten durch die Produktion, Freigabe und Abfüllung des Pandemie-Impfstoffes Pandemrix" genannt. Bei Pandemrix handelt es sich um den Schweinegrippe-Impfstoff. Auch dafür ist GlaxoSmithKline der einzige zugelassene Hersteller in Deutschland.

Die "angespannte Liefersituation" könnte sich noch bis April oder Mai hinziehen, teilte der Hersteller mit.

Doch bislang scheint das bei den Kinderärzten in der Region kein Problem zu sein. Viele haben sich rechtzeitig mit einem Fünffach-Impfstoff von einem anderen Hersteller eingedeckt. In dieser Kombination fehlt die Impfung gegen Hepatitis B, die dann mit einer Extraspritze verabreicht werden muss. Außerdem sei es auch kein Problem, wenn ein Kind eine Impfung ein paar Wochen später erhalte, sagt Güntzer, der auch im Vorstand des Verbandes der rheinland-pfälzischen Kinderärzte ist. Auch Landesverbandsvorsitzender Lothar Maurer beruhigt: "Wenn in ein paar Wochen wieder genügend Impfstoff da ist, stellt die kurzfristige Knappheit kein Problem da." Sie sei allenfalls ärgerlich für die Eltern, da sie vielleicht einen neuen Termin in ihrer Kinderarztpraxis machen müssten.

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