In Rheinland-Pfalz kommt die Urne nicht ins Bücherregal

Trier/Bremen · Als erstes Bundesland will Bremen sein Bestattungsrecht lockern. Angehörige dürfen künftig die Urne mit der Asche von Verstorbenen mit nach Hause nehmen. In Rheinland-Pfalz hält sich die Begeisterung in Grenzen. Nur die FDP klatscht Beifall.

Diese Woche las Dechant Martin Schomaker beim Empfang des Katholischen Büros im Bremer Rathaus den anwesenden Politikern die Leviten: Es sei eine zweifelhafte Vorreiterrolle, echauffierte sich der Geistliche, wenn Bremen als erstes Bundesland eine Deregulierung des Bestattungswesens einleite. Die Kritik dürfte kaum noch etwas bewirken. Denn die rot-grünen Regierungsfraktionen sind sich einig, dass sie das Bremer Bestattungsrecht novellieren wollen. Voraussichtlich ab Anfang nächsten Jahres soll es danach möglich sein, die Urne mit der Asche von Verstorbenen bis zu zwei Jahre zu Hause aufzubewahren. Vorausgesetzt, der Verstorbene hat zu Lebzeiten eingewilligt, und eine Grabstelle für die Urne ist trotzdem reserviert und finanziert. So soll verhindert werden, dass Angehörige die Urne nur mitnehmen, um Geld fürs Begräbnis zu sparen.

Folgen bald auch andere Bundesländer dem Bremer Modell? Im für das Bestattungsrecht zuständigen Mainzer Sozialministerium winken die Verantwortlichen ab. "Wir sehen keinen Handlungsbedarf", sagt Sprecherin Katharina Bennewitz. In die gleiche Richtung argumentieren auch SPD und CDU. Die Grünen sprechen von einem "interessanten Vorschlag, den es zu prüfen gilt". Nur die nicht mehr im Landtag vertretene FDP ist für eine Liberalisierung des Bestattungsrechts. "Die Menschen können sehr gut selbst entscheiden, welche Form des Abschieds von verstorbenen Angehörigen richtig und angemessen ist", sagt FDP-Landeschef Volker Wissing.

"Ein unsinniger Vorschlag", kommentieren die regionalen Bestatter die Bremer Initiative. "Wer kontrolliert denn nach zwei Jahren, ob die Urne noch da ist und ordnungsgemäß beigesetzt wird?", gibt Bezirksverbandsvorsitzender Guido Eis (Wittlich) zu bedenken. In diesem Punkt ist Eis einer Meinung mit den hiesigen Vertretern von katholischer und evangelischer Kirche. Sie sagen, es gehöre zu unserer Kultur und zu einem würdevollen Umgang mit Verstorbenen, dass deren Asche nicht zu Hause aufbewahrt, sondern auf Friedhöfen beigesetzt werde.

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