IS ist noch lange nicht geschlagen

Mossul · Dennoch herrscht Freude im Irak über die Rückeroberung der Stadt Mossul.

Mossul (dpa) Sogar die Nachrichtensprecher im Irak verabschieden sich am Sonntag mit dem Victory-Zeichen von ihren Zuschauern. Im Staatsfernsehen laufen ohne Unterlass Videos, die die Soldaten und ihren erbitterten Kampf um Mossul in den vergangenen fast neun Monaten glorifizieren. Noch bevor die Regierung den Sieg offiziell verkündet, lautet die klare Botschaft: Die Terrormiliz IS ist aus Iraks zweitgrößter Stadt - ihrer größten Eroberung - vertrieben. Der Sonntag wird nicht nur den Irakern als Meilenstein in Erinnerung bleiben. Als Sieg über die mächtigste Terrorgruppe der Welt.
Mossul und seine Einwohner haben einen hohen Preis bezahlt. Mehr als drei Jahre lebten die Menschen in der früheren Millionenmetropole unter dem Regime der sunnitischen Extremisten, die ihre radikale Lesart des Islams rücksichtslos durchsetzten. Christen und andere Minderheiten wurden in die Flucht getrieben, gefangen, verschleppt oder getötet. Seine Gegner tötete der Islamische Staat, der die Stadt zu einem Zentrum seines "Kalifats" machte.
Auch die Offensive der irakischen Regierungskräfte, von Kampfflugzeugen der US-geführten internationalen Allianz aus der Luft unterstützt, verlangte von den Zivilisten einen hohen Blutzoll. Bis zuletzt nahmen die Extremisten Unschuldige als Schutzschilde, darunter Kinder und Frauen.

Große Teile Mossuls wurden bei den Kämpfen in Schutt und Asche gelegt. Besonders der Westen der durch den Fluss Tigris geteilten Stadt ist massiv zerstört. Vom IS gesprengt wurde die Große Moschee, ein Wahrzeichen nicht nur der Stadt, sondern auch ihres Kalifats, das sie nicht der Armee überlassen wollte. Hier hatte sich IS-Chef Abu Bakr Al-Bagdadi 2014 das erste Mal öffentlich gezeigt. Ganze Viertel gleichen Trümmerwüsten, in denen auf absehbare Zeit kaum ein Mensch leben kann. Der Wiederaufbau wird Milliarden kosten und Jahrzehnte dauern.
Mit ihrer Niederlage in Mossul hat die Terrormiliz einen herben Rückschlag erlebt und ihre letzte große Hochburg im Irak verloren. Militärisch ist sie dort weitestgehend geschlagen.
Doch endgültig besiegt ist der IS mit dem Verlust Mossuls noch lange nicht - auch nicht im Irak. Noch immer halten die Extremisten kleinere irakische Städte und Orte. Zudem rechnen Beobachter damit, dass die Dschihadisten untertauchen, um zum Beispiel aus den riesigen Wüstengebieten im Westen des Landes heraus in Guerillataktik zuzuschlagen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort