Ist Gesundheitsmanager Doerfert zu krank für den Knast?

Trier/Koblenz · Der rechtskräftig zu einer eineinhalbjährigen Gefängnisstrafe verurteilte Trierer Gesundheitsmanager Hans-Joachim Doerfert gibt sich noch nicht geschlagen. Wegen diverser Erkrankungen will der 68-Jährige einen Antrag auf Haftunfähigkeit stellen.

Trier/Koblenz. Für Hans-Joachim Doerfert wird es langsam ernst: Nachdem das Koblenzer Oberlandesgericht Doerferts Revision gegen seine Verurteilung als unbegründet verworfen hat, könnte der ehemalige Chef des katholischen Gesundheitskonzerns ctt schon bald seine Gefängnisstrafe antreten müssen. Zuständig dafür ist die Koblenzer Staatsanwaltschaft. Nach Rechtskraft des Urteils leitet die Anklagebehörde die sogenannte Strafvollstreckung ein und legt den Tag des "Einrückens" fest - "in der Regel mit einer Frist von sechs Wochen", sagt der Koblenzer Oberstaatsanwalt Hans Peter Gandner dem TV. Heißt: Ende Februar, Anfang März könnte Doerfert seine 18-monatige Gefängnisstrafe antreten müssen - laut Gandner wahrscheinlich in der Justizvollzugsanstalt Wittlich.
Die JVA hat den Vorteil, dass dort ein erst vor drei Jahren neu erbautes Krankenhaus steht. Was im Fall Hans-Joachim Doerfert von Bedeutung sein könnte. Denn der bald 69-Jährige leidet nach eigenen Angaben unter Multimorbidität, also dem gleichzeitigen Auftreten mehrerer Erkrankungen. Die Mehr-facherkrankung ist offenbar so gravierend, dass sie mit einem Gefängnisaufenthalt nicht zu vereinbaren ist. Jedenfalls will sich Doerfert "definitiv" von einem Arzt auf seine Haftfähigkeit untersuchen lassen, sagte er dem TV. Parallel prüft Doerferts Trie-rer Anwalt Paul Greinert eine Verfassungsbeschwerde gegen die Koblenzer Entscheidung.
Völlig unklar ist weiter, was mit der laufenden Bewährung aus einer älteren Verurteilung Doerferts passiert. Wird sie widerrufen, könnten zu den 18 Monaten noch einige Jährchen dazukommen. Für einen möglichen Widerruf ist nach Angaben von Oberstaatsanwalt Gandner zunächst die Münchner Staatsanwaltschaft zuständig, weil Doerfert von einem dortigen Gericht seinerzeit verurteilt worden ist. Stellt die Münchner Staatsanwaltschaft einen entsprechenden Antrag, müsste die Strafvollstreckungskammer in Diez darüber entscheiden. In Diez saß Doerfert bis 2005 in Haft.
Ein möglicher neuerlicher Untreueprozess gegen den Gesundheitsmanager ist derweil vom Tisch. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll das in Trier anhängige Verfahren voraussichtlich eingestellt werden.

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