Ja! - Warum uns das Projekt Europa - trotz seiner Schwächen - auch in Zukunft am Herzen liegen sollte

Trier · Nicht bei allen gleichermaßen beliebt, aber sehr spendabel: Wie die EU heimische Bauern, Unternehmen, Arbeitnehmer, Kinder oder Landschaften fördert. Bis 2020 fließt fast eine Milliarde Euro aus Brüssel nach Rheinland-Pfalz

Ja! - Warum uns das Projekt Europa - trotz seiner Schwächen - auch in Zukunft am Herzen liegen sollte
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Die EU hätte bald einen runden Geburtstag zu feiern. Doch ist Feiern nicht gerade das, wonach einem beim Gedanken an die Gemeinschaft derzeit zumute ist. 60 Jahre ist es im März her, dass Deutschland, Frankreich, Italien und die Benelux-Staaten die römischen Verträge unterzeichneten - und den Grundstein für die Europäische Union legten, die heute 28 Staaten vereint. Offenbar genügend Zeit, sich an Frieden, Freizügigkeit und Wohlstand zu gewöhnen, die zu Beginn der internationalen Zusammenarbeit keineswegs selbstverständlich waren.

Wohl auch, weil viele Menschen vergessen haben, welch große Vorteile sie dieser Zusammenarbeit verdanken - Freizügigkeit und Frieden sind wohl die größten Geschenke der EU - werden ihre Feinde doch immer mächtiger. Großbritannien hat bereits entschieden, die Gemeinschaft zu verlassen, und mit Sorge beobachten viele, wie einflussreich Extremisten vor den Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland werden.

Zwar gehört Deutschland zu den größten Nettozahlern der EU. Diese spült aber auch viel Geld in die Region. Fast eine Milliarde Euro Fördergeld wird Brüssel bis 2020 für Rheinland-Pfalz bereitstellen. Der dickste Batzen - 480 Millionen Euro - fließt in den ländlichen Raum: Bauern und Winzer profitieren davon ebenso wie die sechs lokalen Aktionsgruppen der Region, die mit dem Geld Streuobstwiesen anlegen, für schnelleres Internet sorgen, Wanderwege und Hochseilgärten bauen oder Denkmäler sanieren. 2016 zahlte Brüssel alleine an die Bauern des Eifelkreises Bitburg-Prüm 23 Millionen Euro.

186 Millionen Euro stehen bis 2020 bereit, um die rheinland-pfälzische Wirtschaft zu fördern. Hunderte Unternehmen profitieren unmittelbar von dem Geld, mit dessen Hilfe sie neue Produktionshallen bauen, Hotelzimmer sanieren oder Arbeitsplätze einrichten. Weitere 109 Millionen Euro werden genutzt, um Schüler, Jugendliche, Arbeitslose oder Flüchtlinge fit für den Job zu machen. Auch für Bildung, Forschung, Kultur und Verkehr gibt es viele Millionen Euro aus Brüssel. Nicht zu vergessen die grenzüberschreitende Zusammenarbeit: So entstanden internationale Kläranlagen, Trinkwassernetze und Wanderwege, während der Nachwuchs schon in der Kita Französisch lernt. "Wer hier in der Ecke nicht Europäer ist, dem ist nicht zu helfen", sagt Thomas Müller, Sprecher der Kreisverwaltung Trier-Saarburg.

Matthias Schwalbach von der Handwerkskammer Trier betont: "Gerade in der Großregion müssen wir jetzt wieder enger zusammenrücken, nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen." Aber auch aus solchen: 31.000 Rheinland-Pfälzer pendeln täglich über die (offene) Grenze nach Luxemburg. Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe betont, welch große Bedeutung der Handel mit den benachbarten EU-Ländern für die Unternehmen der Region hat. Und Joachim Streit, Landrat des Eifelkreises Bitburg-Prüm, verweist darauf, wie wichtig die Freiheit, die das Schengen-Abkommen garantiert, für alle Bürger sei. Doch gibt es noch weitere gute Gründe, das Bündnis zu schätzen.

Warum es wichtig ist, für die europäische Gemeinschaft zu kämpfen

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