Jäger sind schussbereit

Die rheinland-pfälzische Forstministerin Margit Conrad will das mehr als 30 Jahre alte Landes-Jagdrecht novellieren. Obwohl rund 80 Prozent der alten Regelungen erhalten bleiben sollen, protestiert der Landesjagdverband scharf.

Mainz. Manchmal haben es Minister schwer. So wie Margit Conrad am Montag. Sie hat zum Hintergrundgespräch in Sachen neues Jagdrecht eingeladen, aber nur ein Journalist ist gekommen. Und beim Abendessen muss die Sozialdemokratin auch noch eine Pressemitteilung des Landesjagdverbands verdauen, in der es plakativ heißt: "Heuschrecken im Jagdrevier? Jagdgesetzentwurf verpasst Chance zur Modernisierung".

Solche Sätze bringen die gebürtige Kuselerin in Rage. Sie ist überzeugt, "dass der überwiegende Teil der Jägerschaft die Novelle begrüßt". Immerhin sei sie es gewesen, die sich auf Bundesebene für Rahmenregelungen eingesetzt habe, sagt die 56-Jährige. Und 80 Prozent der "bewährten Grundsätze des Jagdrechts" würden beibehalten.

Unverändert bleibt zum Beispiel die Bindung des Jagdrechts an das Grundeigentum. Auch das Reviersystem, der Zusammenschluss der Grundbesitzer zu Jagdgenossenschaften, die Mindestgröße von Jagdrevieren sowie die starken Mitwirkungsrechte der Jägerschaft bleiben unangetastet. "Das Jagen hat eine starke kulturelle Tradition", begründet Conrad.

Die geplanten Veränderungen mögen marginal sein, aber sie stoßen bereits auf Widerstand. Die Ministerin will zum Beispiel die gesetzliche Mindestpachtdauer von zwölf auf fünf Jahre senken, um die Verpachtbarkeit der Jagdbezirke zu verbessern. Das passt dem Landesjagdverband (LJV), in dem mehr als 95 Prozent der 18 000 Jäger im Land organisiert sind, überhaupt nicht. "Völlig unverständlich" sei der Kurswechsel mit kürzeren Laufzeiten, wettert LJV-Präsident Kurt-Alexander Michael. Die Verdoppelung der möglichen Pächterzahl werde zu einer Kommerzialisierung der Jagd führen. Sauer stößt ihm vor allem auf, dass Jagd-Erlaubnisscheine in unbegrenzter Zahl ausgestellt werden dürfen. "Immenser Jagd-Druck, weitere Beunruhigung des Wildes und höhere Wildschäden" seien zu befürchten.

Margit Conrad plant des ungeachtet noch weitere Veränderungen: Der Gesetzentwurf legt keine "Abschussprämie" mehr fest, sondern beinhaltet eine "Abschussvereinbarung" zwischen Eigentümern und Pächtern. Revierinhaber sollen Pflichtmitglieder in Hegegemeinschaften werden, um selbige zu stärken. Schließlich sollen Tierschutz-Aspekte (verunfalltes Wild darf zur Pflege mitgenommen werden, was bislang verboten ist) und Umweltschutz-Belange (Bleischrot-Verbot bei der Jagd auf Wassertiere) stärker berücksichtigt werden.

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