Kontrollen Fisch, Fleisch und Bio-Gemüse: Wie sicher sind die Lebensmittel in Rheinland-Pfalz?

Mainz · Das Landesuntersuchungsamt hat etliche Proben von Lebensmitteln in Rheinland-Pfalz entnommen. Was die Kontrolleure zu beanstanden hatten, ist vergleichsweise wenig. Ein Thema der Lebensmittelsicherheit bereitet aber Sorgen.

Jahresbilanz: Wie sicher sind die Lebensmittel in Rheinland-Pfalz?​
Foto: DPA

136 Lebensmittelkontrolleure und 64 Amtstierärzte blicken auf die Qualität der Nahrung und die Gesundheit der Tiere in Rheinland-Pfalz. Dabei stoßen die Mitarbeiter immer wieder auf eklige Funde. Doch die Wahrscheinlichkeit tatsächlich gesundheitsgefährdende Lebensmittel zu konsumieren, bleibt für Verbraucher im Land gering. Das geht aus der jährlichen Auswertung Tausender Proben des rheinland-pfälzischen Landesuntersuchungsamtes (LUA) hervor, die am Donnerstag in Mainz vorgestellt wurde.

Wie viele Proben entnehmen die Kontrolleure?

Die Lebensmittelkontrolleure aus den Kreisen und Städten haben im vergangenen Jahr hauptsächlich bei rheinland-pfälzischen Lebensmittelherstellern mehr als 25.000 Kontrollen durchgeführt. Dabei sind mehr als 18.000 Proben entnommen worden - 2000 mehr als im Vorjahr. Die Anzahl der Proben 2021 lag damit aber noch immer unter dem Niveau der Vor-Corona-Zeit. Restaurants sowie Betriebe seien eine Zeit lang geschlossen gewesen und auch bei den Kontrolleuren selbst habe es Einschränkungen gegeben, sagte Umweltstaatssekretär Erwin Manz.

Was ist bei der Auswertung aufgefallen?

Bei mehr als jeder zehnten Probe hatten die Kontrolleure etwas zu beanstanden. Laut Manz handelte es sich dabei hauptsächlich formale Dinge wie Kennzeichnungsfehler. Der Wert liegt in etwa auf dem Niveau der Vorjahre. Nur 25 der insgesamt mehr als 18.000 Proben im vergangenen Jahr waren tatsächlich gesundheitsschädlich - ebenfalls auf dem niedrigen Niveau der Vorjahre. „Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Betriebskontrollen und Probenuntersuchungen, dass sich die Verbraucherinnen und Verbraucher in Rheinland-Pfalz auf ein hohes Niveau der Lebensmittelsicherheit verlassen können“, sagte Manz.

Welche Produkte waren gesundheitsschädlich?

Fremdkörper wie Kunststoffspäne in einem Käsekuchen, Steine im gefrorenen Himbeeren oder Metall in Aufbackbrötchen: Bei diesen Fällen handelt es sich überwiegend um Einsendungen von Verbrauchern. Bei Vergleichsproben habe es keine weiteren Beanstandungen gegeben. Möglicherweise sind es also Einzelfälle. Sechs Proben waren jedoch auch aus mikrobiologischer Perspektive - also nicht sichtbar - bedenklich. Bei den Untersuchungen fand das Amt etwa Salmonellen und Listerien in geräucherter Mettwurst, Salmonellen in Nahrungsergänzungsmitteln und Darmbakterien in einer Probe Feldsalat. Bei einer Dose Thunfisch war der zu hohe Histamingehalt problematisch. In einem Eiswagen sind stark verschimmelte Utensilien aufgefallen. Auch bei den mikobiologisch gefährlichen Produkten gab es bei Vergleichsproben keine Beanstandungen. „Es handelte sich also nicht um Regelverstöße, bei denen meist ganze Chargen betroffen und zurückgerufen worden sind“, so das Ministerium. Thomas Bonk, Abteilungsleiter im LUA, verbucht die Ergebnisse als Erfolg der Lebensmittelüberwachung in Rheinland-Pfalz, weil „der Anteil an tatsächlich gesundheitsschädlichen Proben seit Jahren im Promillebereich ist“.

Ist Bio-Obst und -Gemüse tatsächlich besser?

703 Obst- und Gemüseproben hat das LUA im vergangenen Jahr auf Pflanzenschutzmittelrückstände untersucht. 34 davon haben die Mitarbeiter bemängelt, einige davon wiesen gleich mehr als einen Wirkstoff von Pflanzenschutzmitteln auf. Alle Bio-Produkte aus der heimischen Landwirtschaft seien jedoch ohne Rückstände gewesen. „Dies zeigt, dass der Biolandbau nicht nur aus Tierschutz- und Umweltschutzgründen vorteilhaft ist“, so Manz‘ Schlussfolgerung.

Wie verbreitet sind krebserregende Pflanzenschutzmittel?

In der EU gilt ein Anwendungsverbot für Ethylenoxid in Pflanzenschutzmitteln - laut Ministerium ist der Stoff „erbgutverändernd und krebserregend“. In vielen anderen Ländern sei das Mittel jedoch auch für den Lebensmittelkontakt zugelassen. Wegen der überregionalen Verbreitung gab es im vergangenen Jahr dazu 51 Produktrückrufe auf der Internetseite www.lebensmittelwarnung.de.

Ist die Geflügelpest in Rheinland-Pfalz ein Problem?

Das LUA untersucht auch Tierseuchen und Erreger, die auf den Menschen übertragen werden können. Die Mitarbeiter testen dazu ganze Tierkörper oder Proben wie Blut, Milch und Kot. Knapp 250.000 Proben hat das Amt 2021 entnommen. Rheinland-Pfalz ist bei der weltweit verbreiteten Geflügelpest aber gut davongekommen. Lediglich ein Vogelpark mit rund 360 Tieren und eine Kleinsthaltung seien betroffen gewesen. Europaweit sind Tausende Wildvögel an der Krankheit verendet, Millionen von Hausgeflügel wurden getötet. Trotz der Einzelfälle in Land bereitet die Pest dem Ministerium Sorgen. Sie wirke sich auf Geflügelhalter in der Umgebung aus, weil sie verpflichtet seien, ihre Tiere bei Ausbrüchen in der Nähe so unterzubringen, dass sie keinen Kontakt zu Wildvögeln haben, so Manz. Man müsse sehr wachsam sein.

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