Jede vierte Frau wird zum Opfer eines gewalttätigen Partners

Trier · Der gefährlichste Mensch ist laut Polizeistatistik der männliche Partner. 10.000 Fälle von Gewalt in engen Beziehungen gab es 2012 landesweit, 1230 in der Region. Tendenz steigend. Die Opfer sind meist Frauen.

 Gewalt gegenüber Frauen (Symbolbild). Foto: Maurizio Gambarini

Gewalt gegenüber Frauen (Symbolbild). Foto: Maurizio Gambarini

Die Gesellschaft ist inzwischen offenbar eher bereit, die Polizei einzuschalten, wenn Menschen in ihrem eigenen Zuhause Gewalt angetan wird. Statistiken zeigen, dass die Zahl der registrierten Fälle von Gewalt in Beziehungen in fünf Jahren um etwa zehn Prozent gestiegen ist: Landesweit verzeichnete die Polizei 2012 fast 10.000 Taten, die sich meist gegen Frauen richteten. Im Bereich des Polizeipräsidiums Trier waren es 1230. "Das Dunkelfeld ist ein bisschen heller geworden", sagt Jürgen Schmitt, stellvertretender Polizeipräsident.
Dennoch - wenn ein Mann seine Frau über Jahre hinweg schlägt, würgt, demütigt, zum Sex zwingt oder droht, den Kindern etwas anzutun, dann hat er immer noch gute Chancen, ungestraft davonzukommen. "Da gibt es eine enorme Dunkelziffer", sagt Schmitt, der davon ausgeht, dass das Zehnfache der bekannten Zahlen realistisch ist. Dem Bundesfamilienministerium zufolge wird jede vierte Deutsche mindestens einmal Opfer häuslicher Gewalt. Verbrechen, die in allen gesellschaftlichen Schichten vorkommen. 80 Prozent der Täter sind männlich.

Experten zufolge halten Frauen trotz schlimmster Erfahrungen sieben bis neun Jahre an ihrer Beziehung fest, ehe sie Hilfe suchen. Weil sie ökonomisch abhängig sind, um den Ruf ihrer Familie fürchten, ihren Kindern den Vater nicht nehmen wollen oder weil sie hoffen, dass die Situation sich bessert. "Aber von alleine bessert sie sich nie", sagt Schmitt, der sich wünscht, dass die Gesellschaft noch hellhöriger wird. Hat die Gewalt doch nicht nur Folgen für die Frauen. "In sehr vielen Fällen sind Kinder dabei", sagt Beate Hecker von der Interventionsstelle Trier, deren Aufgabe es ist, den Opfern zu helfen. Die Kinder sehen, wie der Vater sich durchsetzt - und wie er damit Erfolg hat. Die Gefahr, dass diese Kinder solche Verhaltensmuster übernehmen, sei groß.

Doch birgt das hohe Dunkelfeld noch mehr Risiken. Spielt sich Schmitt zufolge doch die Hälfte der Tötungsdelikte in engen Beziehungen ab. Ein trauriges Beispiel dafür liefert der Mordprozess, der derzeit vor dem Trierer Landgericht verhandelt wird. Statistisch betrachtet ist laut Schmitt der gefährlichste Mensch der männliche Partner.

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