"Jeder will Bäume, aber keiner will Laub fegen!"

TRIER. Vom Airport im Hunsrück bis zur Zentralen Studienplatzvergabe: Der Mainzer Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage hat im Gespräch mit TV-Redakteuren ausgiebig zur Politik seiner Partei Stellung bezogen und dabei keine Scheu vor heißen Eisen gezeigt.

Hans-Artur Bauckhage macht der Wahlkampf Spaß. "Wir Liberale haben die richtigen Botschaften, und es ist mir eine Freude, sie zu vermitteln", sagt der Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau beim TV-Redaktionsbesuch. Und scherzt und lacht und vermittelt ganz den Eindruck, dass es sich bei dieser Behauptung nicht um leere Worte handelt. Die "richtigen" Botschaften - dazu gehört für Bauckhage das Bekenntnis zu Innovation und Technologieförderung. Konsequent auf diese Karte zu setzen, sei wichtig, um den ländlichen Bereich als Arbeits- und Lebensraum erhalten zu können. Ein Beispiel: die Gentechnik. "Es muss doch geforscht werden können!", fordert der Minister. Botschaft Nummer zwei dreht sich um die Verkehrsinfrastruktur. Bauckhage wehrte sich gegen Kritik, der Hunsrück-Flughafen verschlinge Steuergelder ("Der Hahn wird vom Staat nicht subventioniert") oder stehe und falle mit dem Engagement des irischen Billigfliegers Ryanair ("Selbst wenn Ryanair wegfiele, hätte der Airport große Chancen"). Aus den derzeit dreieinhalb Millionen Passagieren pro Jahr würden demnächst acht Millionen, sagte Bauckhage und prophezeite: "Sie werden erleben, dass er als Frachtflughafen noch sehr interessant wird." Eindringlich warb der Minister für den Nachtflugbetrieb: "Eine moderne Gesellschaft muss auch mal einen Nachteil in Kauf nehmen." Bisweilen habe er den Eindruck: "Jeder will Bäume, aber keiner will Laub fegen!" Für eine fliegerische Nutzung des Flugplatzes Bitburg sieht Bauckhage Perspektiven "in dem kleinen Segment Industrieflughafen mit Landeplatz. Aber eben auch nur da." 2,6 Millionen Euro öffentliche Fördergelder seien dafür bewilligt, 1,1 Millionen ausgezahlt worden. Dass die Anbindung der Region an den Bahnverkehr nicht vorankomme, sei "eine Frage der Finanzen". Die Landesregierung habe immerhin erreicht, dass die Konzer Brücke in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen worden sei. Der Minister fordert eine schnelle Fortschreibung dieses Plans. Zur geplanten Kürzung der Mittel für den ländlichen Raum kündigte er an: "Ich werde bis zuletzt hart verhandeln." Eine weitere Botschaft des Ministers: Die Verwaltungsreform muss her. Die Liberalen wollen die Verbandsgemeinden abschaffen, doch auch alle anderen Verwaltungs-Ebenen außer den Ortsgemeiden müssten auf den Prüfstand, fordert Bauckhage - und räumt ein, dass er damit vor einem schweren Kampf steht. "Aber es nützt ja nichts: Die sachliche Notwendigkeit liegt auf dem Tisch." In engem Zusammenhang mit der Verwaltungsreform steht die Neuordnung der öffentlichen Finanzen: "Die kommunale Selbstverwaltung macht nur Sinn, wenn Mittel da sind, um gestalten zu können." Schließlich versteht sich Bauckhage auch als Botschafter in Sachen Bildungspolitik: Er fordert die Abschaffung der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) und plädiert für Studiengebühren, die er durch Kreditprogramme auch für weniger Wohlhabende finanzierbar machen will. "Wir brauchen eine gute Ausstattung der Unis, und wir brauchen jeden Kopf. Sonst sind wir verloren im Wettbewerb." Wieviel Prozent muss die CDU am 26. März erreichen, damit die sozialliberale Koalition in Frage steht? Da gibt sich Bauckhage ungewohnt wortkarg: "Ich habe keine Lust zu spekulieren." Etwas gesprächiger wird er wieder, als es um seine Zukunftspläne geht. "Ich bin erfahren genug, um die Konsequenzen zu kennen, die sich aus einer Kandidatur ergeben", antwortet der 63-jährige Politiker. "Eine Legislaturperiode dauert fünf Jahre." Im übrigen fühle er sich "immer noch wie 40, und manchmal wie 20". Jugendlichen Elan kann Bauckhage brauchen, wenn auch der Wahlkampf-Endspurt Spaß machen soll: Rund 80 Wahlkampfveranstaltungen hat der Superminister in den kommenden knapp drei Wochen noch vor sich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort