Jeder zweite Schüler greift auf geliehene Bücher zurück

Mehr als die Hälfte der Schulkinder in den fünften bis zehnten Klassen hat sich bislang an der Schulbuchausleihe beteiligt. Ähnlich ist die Beteiligung in der Region. Trotzdem gibt es weiter Kritik an dem Ausleihsystem.

Trier/Mainz. (wie) Die Ziele der Schulbuchausleihe seien erreicht, verkündete die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) gestern und pries das im kommenden Schuljahr startende System als Erfolg. Mit der Neuregelung sollten alle Familien, die bislang aufgrund ihres geringen Einkommens Lernmittelgutscheine erhielten, die Schulbücher kostenlos ausleihen können. Alle anderen Familien sollen finanziell entlastet werden, sie müssen nur bis zu zwei Drittel des Neupreises der Bücher als Leihgebühr bezahlen.

Anmeldung nur übers Internet möglich



Im ersten Schritt konnten sich jetzt nur die rund 227 300 Schüler der fünften bis zehnten Klassen beteiligen. Im nächsten Jahr folgen die Schüler der Oberstufe, ein Jahr später die Grundschüler.

Nach den gestern von Ahnen vorgelegten Zahlen haben sich 128 500 Schüler an dem Ausleihsystem beteiligt, darunter 54 000 Kinder von Eltern mit niedrigem Einkommen, die ihre Bücher kostenlos erhalten, und 74 500 Schüler, deren Eltern die Leihgebühr bezahlen. Damit macht zwar mehr als die Hälfte der Familien mit, aber längst nicht jede, wie die bildungpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Nicole Morsblech, anmerkt. Die Mehrheit nehme das "bürokratische Ausleihsystem" nicht an, sagt sie. Im Vorfeld gab es vor allem von Schulen und Lehrerverbänden Kritik an dem System. Wer daran teilnimmt, konnte sich nur über das Internet anmelden. Darin sieht der Verband der Gymnasiallehrer, der Philologenverband, auch den Hauptgrund für die aus seiner Sicht geringe Beteiligung.

Ursprünglich sollte die Anmeldefrist für das Ausleihsystem bereits am 15. Mai enden. Das Bildungsministerium verlängerte sie um zehn Tage bis zum 25. Mai. Zusätzlich wurde auf der betreffenden Internetseite in einem Video dargestellt, wie die Anmeldung zur Ausleihe funktioniert. Außerdem schrieb das Ministerium alle Familien an, die sich noch nicht angemeldet hatten.

Im Vulkaneifelkreis haben sich 54 Prozent der infrage kommenden Schüler beteiligt, insgesamt 1265. Davon sind 436, die an der kostenlosen Ausleihe teilgenommen haben. Im Eifelkreis Bitburg-Prüm sind es 1990 von 4299 Schüler. 868 davon haben Lernmittelfreiheit. In Bernkastel-Wittlich hat sich auch mehr als die Hälfte der Schüler im fünften bis zehnten Schuljahr beteiligt: insgesamt 1829 (von 3438). Einen Antrag auf kostenlose Ausleihe haben dort 691 Schüler gestellt. In Trier und Trier-Saarburg wurden gestern keine Zahlen vorgelegt.

Einige Landkreise befürchten, dass trotz der Beteiligung des Landes an den Verwaltungskosten auf die Schulträger zusätzliche Ausgaben zukommen werden. Das Land rechnet mit Verwaltungskosten von zwei Millionen Euro, die den Kreisen erstattet werden sollen.

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