Religion Jetzt fehlt nur noch ein Wunder

Trier · Der in Trier begrabene Jesuitenpater Wilhelm Eberschweiler nimmt die vorletzte Hürde auf dem Weg zur Seligsprechung.

Den Gläubigen im Bistum Trier könnte schon bald eine neue Seligsprechung ins Haus stehen. Nach einer Mitteilung des Vatikans hat Papst Franziskus dem in der Trierer Jesuitenkirche begrabenen Pater Wilhelm Eberschweiler den sogenannten heroischen Tugendgrad zuerkannt. Damit ist eine weitere wichtige Voraussetzung auf dem Weg zur Seligsprechung erfüllt. Der Seligsprechungsprozess des 1837 im saarländischen Püttlingen geborenen Jesuitenpaters wurde bereits vor 67 Jahren eröffnet. Obwohl Wilhelm Eberschweiler schon fast 100 Jahre tot ist, wird er noch von vielen Gläubigen verehrt. Jedes Jahr pilgern nach Angaben des Trierer Priesterseminars Zehntausende zu seiner Grabstätte in der Trierer Jesuitenkirche, wo auch die Gebeine des Moraltheologen Friedrich Spee bestattet sind

Wilhelm Eberschweiler wird zwar im Saarland geboren, wächst aber in den Eifelgemeinden Waxweiler und Bitburg auf, weil sein Vater, ein Lehrer, dorthin versetzt wird. In Bitburg geht der junge Wilhelm zur Kommunion und wird Messdiener. Mit 13 Jahren wechselt er ins Bischöfliche Konvikt in Trier und besucht das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium. Nach dem Abitur tritt er dem Jesuitenorden bei. Der junge Eberschweiler hat Schwierigkeiten mit dem Studium und der zölibateren Lebensform, heißt es auf der Internetseite des Priesterseminars. Details aus dem Leben Eberschweilers, die ihn „als recht sympathisch und ganz normalen und kernigen Menschen“ zeigten.Womöglich mit ein Grund, warum der Jesuitenpater später so verehrt wird. Er legt 1872 sein letztes Gelübde ab, wird später Rektor und Spiritual in verschiedenen englischen und holländischen Einrichtungen. Am 23. Dezember 1921 stirbt Wilhelm Eberschweiler in Exaten.

Zeitzeugen schilderten den Jesuitenpater als gläubigen, liebenswürdigen, schlichten und bescheidenen Menschen, der vor allem jenen zum Vorbild geworden sei, die das Wort der Bergpredigt („Selig die Sanftmütigen“) mehr anspreche als das eher kämpferische Vorbild eines Friedrich Spee. 1958 wurden die sterblichen Überreste Eberschweilers aus dem niederländischen Exaten nach Trier überführt; „mit einem Zwischenstopp in Waxweiler“, weiß Ludger van Bergen. Der Trierer Jesuitenpater ist  Vorsitzender des 1986 gegründeten Vereins Eberschweiler Bund, der sich für die Seligsprechung des Namensgebers einsetzt.

Verständlich, dass die am Montag vom Vatikan veröffentlichte Nachricht  bei den Vereinsmitgliedern auf positive Resonanz gestoßen ist. Damit sei Wilhelm Eberschweiler jetzt ein Diener Gottes, sagt van Bergen und fügt hinzu, dass auf dem Weg zur Seligsprechung noch eine letzte Hürde genommen werden müsse: „Jetzt müssen wir noch auf ein Wunder warten!“

Ein solches Wunder wäre etwa eine medizinisch nicht zu erklärende Heilung eines Todkranken. Zweimal in der Vergangenheit gab es laut Jesuitenpater van Bergen bereits vermeintliche Wunder, die sich dann aber doch wieder zerschlagen hätten. In einem Fall, weil der mutmaßlich geheilte Patient dann doch verstorben sei.

Jetzt warten van Bergen und mit ihm viele Gläubige darauf, dass sich noch einmal jemand meldet, der angibt, dank der Fürbitte Eberschweilers von einer unheilbaren Krankheit genesen zu sein. Dann, so van Bergen, könne es mit der Anerkennung des Wunders durchaus schnell gehen, sagt der Vereinsvorsitzende auf die Frage nach dem möglichen zeitlichen Rahmen.

Ein geeignetes Datum dafür könnte der Dezember 2021 sein, wenn sich der Todestag von Wilhelm Eberschweiler zum 100. Mal jährt. Wo eine solche Seligsprechung dann stattfinden würde, ist noch offen. „Aber nach der geltenden Ordnung könnte es Trier sein“, sagt Bischofssprecherin Judith Rupp.

Die letzte und zugleich erste Seligsprechung in Trier liegt gerade einmal zehn Jahre zurück. Im Mai 2008 wurde im Dom Mutter Rosa Flesch seliggesprochen, die Gründerin der Waldbreitbacher Franziskanerinnen.

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