Jetzt schauen die Kunden beim Einkaufen genauer hin

Trier · Die Skandale um Pferdefleisch in Fertigmenüs, falsch deklarierte Eier und verseuchtes Futter rufen Verbraucher wie Produzenten auf den Plan. Ob in Restaurants, auf der Lebensmittel-Fachmesse oder auf dem Wochenmarkt: Alle schauen nun genauer hin.

Trier. So etwas hat der Servicebund Mettler aus Morbach auch noch nicht erlebt. "Erstmalig in fast 125 Jahren Firmengeschichte sind Kunden auf uns zugekommen, um uns nach der Herkunft von Fleisch zu befragen", sagt Markus Bernard, Einkaufsleiter des Gastronomie-Großhändlers. Dabei setze das Unternehmen selbst auf verstärkte Zertifizierung und die eigene Kontrolle der Lieferanten. Dennoch sei die Nachfrage nach Hackfleisch "spürbar" zurückgegangen.

Auch die Bitburger Nudelfirma Giacobbe Pasta, die bundesweit an Supermärkte liefert, verzeichnet einen Rückgang der Nachfrage, wenn auch "nicht so stark wie erwartet", wie Giacobbe-Mitarbeiterin Gabi Pötting sagt. Das Unternehmen für Fertiggerichte wie Lasagne Bolognese oder Auflauf mit Gemüse habe im Zuge des Pferdefleisch-Skandals auf Transparenz gesetzt. "Wir haben unser Fleisch einer DNA-Prüfung unterzogen. Das Ergebnis: Alles ist sicher. Wir haben kein Pferdefleisch", sagt Pötting auf der Trierer Fachmesse der Firma Mettler mit rund 1800 Gastronomen aus der Region.

Hoteliers, Köche und Kantinenbetreiber sehen sich - neben den Verbrauchern - als Leidtragende der jüngsten Skandale. Der am Dienstag im Amt bestätigte Präsident des rheinland-pfälzischen Hotel- und Gaststättenverbands, Gereon Haumann, sagt: "Wir müssen Vertrauen schaffen, daher bevorzugt heimische Produkte anbieten und mit regionalen Lieferanten zusammenarbeiten." Gleichzeitig fordert Haumann schärfere Kontrollen bei den Herstellern.

Verbraucher, so scheint es, sind jetzt skeptischer geworden. Ein Drittel der Deutschen will künftig auf den Kauf fleischhaltiger Fertiggerichte verzichten, wie eine gestern veröffentlichte Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK zeigt. Und das deutsche Fleischer-Handwerk meldet einen Trend zum Kauf beim Metzger um die Ecke, auch wenn Schnitzel und Wurst dort meist teurer sind als im Discounter.

Auch auf dem Trierer Wochenmarkt sind die Skandale spürbar. Vor dem Wagen des Serriger Hofguts, das Produkte aus eigener Herstellung anbietet, steht eine lange Schlange. Schon gegen zehn Uhr ist das Putenfleisch ausverkauft. "Nach jedem Skandal haben wir etwa zehn Prozent mehr Kunden", sagt Michael Köbler, Leiter des Hofguts. Ein paar Wochen später ebbe die Welle dann wieder ab. Als Grund dafür sieht Köbler gar nicht mal den Preis. Es sei eben einfacher, im Supermarkt einzukaufen.

Lesen Sie zum Thema auch unseren Kommentar und den Hintergrundbericht .

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