Jobsuche für Professoren

TRIER/SAARBRÜCKEN. Neuerlicher Knatsch im Bistum. Die beschlossenen Einsparungen von 31 Millionen Euro fallen vermutlich geringer aus als geplant. Grund: Die zehn Professoren der Katholischen Fachhochschule in Saarbrücken können auch nach deren Schließung nicht entlassen werden – sie sind Beamte auf Lebenszeit.

Auf Bischof Marx ist man an der Katholischen Fachhochschule in Saarbrücken nicht gut zu sprechen. Seit er vor zwei Jahren verkündet hat, dass die 1964 gegründete Hochschule für soziale Arbeit bis 2008 geschlossen werden soll, ist das Tischtuch zwischen den zehn Professoren und dem Trierer Oberhirten zerschnitten. Seit vergangenem Jahr werden keine neue Studenten mehr aufgenommen, 300 Bewerber mussten abgewiesen werden. In den nächsten zwei Jahren wird der Betrieb bei laufendem Studium abgewickelt, derzeit sind noch 140 Studenten eingeschrieben, darunter auch einige aus der Region. Falsche Rechnung

Doch ganz so einfach wie sich Bischof Marx die Abwicklung vorstellt, ist sie nicht. 1,1 Millionen Euro pro Jahr sollen durch die Schließung der Fachhochschule, an der unter anderem Erzieher ausgebildet werden, eingespart werden. Die Summe ist Bestandteil des knapp 31 Millionen Euro umfassenden Sparpakets, das das Bistum 2004 beschlossen hat. Doch offenbar hat man sich verkalkuliert. Denn die zehn Professoren sind unbefristet in - wie es offiziell heißt - beamtenähnlichen Verhältnissen beim Bistum beschäftigt. Das heißt, sie können nicht so einfach auf die Straße gesetzt werden, selbst wenn die Schule geschlossen ist. Die Beschäftigungsverhältnisse laufen noch zwischen drei und 15 Jahren. Beim Bistum ist man nun bemüht, die Professoren woanders unterzubringen, wobei die Alternativen rar gesät sind. Die Saarbrücker Schule ist die einzige Fachhochschule im Besitz des Bistums. Unklar also, wie "gemäß geltendem Arbeitsrecht eine adäquate alternative Aufgabe", die laut Bistum für die Professoren gesucht werden soll, aussehen könnte. Offenbar hat man darauf gesetzt, dass das Saarland alle Professoren übernimmt. Knackpunkt: Noch gibt es aber gar keinen entsprechenden Studiengang an einer saarländischen Hochschule. Bislang ist lediglich geplant, einen Studiengang Sozialpädagogik/Frühes Lernen an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Saarbrücken im kommenden Wintersemester einzurichten. Der Studiengang soll im Gebäude der Katholischen Hochschule starten. Das Land beabsichtigt, die in zwei Jahren leerstehende Schule zu kaufen. Allerdings sollen nur ein paar der zehn Professoren des Bistums dort unterkommen. Feststeht: Das Bistum kann weniger sparen als veranschlagt. Um wie viel das Sparpaket schrumpft, darüber schweigt man beim Bistum. Armin Lang, saarländischer SPD-Landtagsabgeordneter und stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins der Schule, schätzt, dass statt der veranschlagten 1,1 Millionen lediglich 600 000 Euro jährlich durch die Schließung eingespart werden können. Sein Vorschlag: Das Bistum soll dem Saarland die Professoren im Rahmen so genannter Gestellungsverträge, also auf Kosten der Kirche, überlassen. Das Land könnte mit dem Personal dann mehrere neue Studiengänge im sozialen und gesundheitlichen Bereich aufbauen, sagt Lang, der sich auch an Bischof Marx gewandt hat. Lang nennt das neue Angebot einen "Schmalspurstudiengang", für den es weder Bewerber noch Berufsperspektiven gebe. Noch sei nichts beschlossen, wiegelt man beim Bistum ab. Man stehe weiter im Gespräch mit dem Saarland.

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