Jugend und Jugendwiderstand im Dritten Reich

Wittlich · Einen besonderen Vortrag haben etwa 60 Menschen bei der Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus in der Wittlicher Synagoge gehört: Joachim Hennig, ehemaliger Richter und langjähriger Mitarbeiter des Gedenkprojekts Mahnmal Koblenz, hat über die Jugend im Dritten Reich und deren Widerstandsbewegungen referiert.

Wittlich. Die Burg Stahleck in Bacharach am Rhein ist ein zentrales Thema beim Vortrag über Jugend und Jugendwiderstand im Dritten Reich von Joachim Hennig in der Wittlicher Synagoge. Der ehemalige Richter, der sich heute intensiv mit Gedenkarbeit beschäftigt, berichtet von den sogenannten Lehrgängen in der Burg während des Hitler-Regimes. Dabei sollten laut Hennig die Jugendlichen umerzogen und mit nationalsozialistischem Gedankengut indoktriniert werden.
Wie sehr die Nazis in das Leben der jungen Leute eingreifen wollten, macht Hennig mit einigen Zitaten deutlich. So soll zum Beispiel der NS-Politiker und Leiter der Deutschen Arbeitsfront gesagt haben, dass man die Jugend auf Vordermann bringen müsse. "Wer nicht mitmarschieren will, dem wollen wir so lange in die Haxen treten, bis er marschiert."
Doch auch wenn versucht wurde, die jungen Menschen durch Hitlerjugend und die damit verbundenen Organisationen frühzeitig auf die NS-Ideologie einzuschwören, gab es vereinzelt immer wieder Gruppen und Personen, die sich dem zu widersetzen versuchten. Hennig berichtet zum Beispiel von luxemburgischen Studenten, die zur Deutschen Wehrmacht zwangsverpflichtet wurden. Wer sich dem widersetzte, der kam zum "Lehrgang" auf die Burg Stahleck, sagt Hennig. Er berichtete auch von zahlreichen Einzelbiografien. Dazu gehörten auch die Lebenswege von Willi Lohner und Hans-Clemens Weiler, die die Michaels-Truppe gegründet hatten. Ziel der Organisation war die Stabilisierung des katholischen Glaubens. Auch sie wurden festgenommen und später auf die Burg Stahleck gebracht.
Wie sich in der Diskussion herausstellt, war Willi Lohner, der später Schauspieler wurde, in den 1980er Jahren mehrfach mit seiner Truppe zu Gastauftritten am Cusanus-Gymnasium, wie sich Franz-Josef Schmitt vom Arbeitskreis Jüdische Gemeinde Wittlich erinnert. nojExtra

Im Nebengebäude der Synagoge ist derzeit die Ausstellung "Schule unterm Hakenkreuz" am Beispiel der Cusanus-Schule Wittlich 1933 bis 1944 zu sehen. Gezeigt werden Dokumente über die Reform der Schule im Dritten Reich, über die völkisch-rassische Erziehung, die Schulbibliothek und auch die Neuausrichtung einzelner Fächer. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 14 bis 17 Uhr, Mittwoch zusätzlich von 9.30 bis 12 Uhr. Sonderöffnungszeiten und Führungen nach Absprache unter Telefon 06571/146622 oder 06571/260124. Die Ausstellung ist noch bis 26. Februar zu sehen. noj

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort