Rheinland-Pfalz Griff ins Klo? Warum ein Post der Jungen Union zu Schultoiletten für Ärger sorgt

Trier/Mainz · Warum die Junge Union Rheinland-Pfalz mit einem Eintrag über Schultoiletten einen Shitstorm auslöst.

 Screenshot: Florian Schlecht/Twitter @JURLP

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Foto: Junge Union RLP/Florian Schlecht

„Lieber genug Geld für ordentliche Schultoiletten statt Toiletten für das dritte Geschlecht.“ Mit diesem Eintrag auf Twitter hat die Junge Union (JU) Rheinland-Pfalz Empörung entfacht. Der Slogan, den sie mit einem Bild untermalte, auf dem ein Astronaut auf einem schmutzigen Schulklo sitzt, löste einen Shitstorm aus. Ein Nutzer kritisierte: „Ihr habt euch also für Hass, Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit entschieden. Das dritte Geschlecht kann nichts für die jahrelange Sparpolitik.“ Die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner hatte den Eintrag der Jungen Union zunächst mit einem „Gefällt mir“ versehen, die Reaktion später aber mutmaßlich gelöscht.

Pia Schellhammer, parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Fraktion im Mainzer Landtag, nennt die erste, wohlwollende Reaktion von Klöckner „befremdlich“ und den Post „bitter für die politische Kultur in Rheinland-Pfalz“. Umut Kurt, Landeschef der Jusos, fordert eine Entschuldigung der JU: „Der Post der Jungen Union ist unmöglich und spielt gesellschaftliche Gruppen gegeneinander aus.“ Luca Lichtenthäler, Landeschef der Jungen Liberalen, spricht von „billigem Populismus“ und sagt: „Minderheitenbashing hat in der politischen Kommunikation nichts verloren. Die richtige Forderung nach der Sanierung von Schulklos mit Toiletten für das dritte Geschlecht in Verbindung zu bringen, ist schlichtweg sinnfrei.“ Intersexuelle Menschen können sich seit 2019 als „divers“ ins Geburtenregister eintragen lassen. Auf Distanz zum eigenen Landesverband ging der CDU-Jugendverband Trier, der via Facebook schrieb: „Populismus und Diskriminierung hat eine gute politische Debatte noch nie weitergebracht.“

Der rheinland-pfälzische JU-Landeschef Jens Münster sagt: „Für uns ist klar, dass wir jeden einzelnen Menschen unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Sexualität, Religion und Herkunft respektieren. Wir wollten niemanden herabsetzen, sondern uns gegen den erbärmlichen Stand von Schultoiletten aussprechen, von denen viele baufällig sind und stinken“, sagt Münster. Von der Landesregierung fordert er zusätzliches Geld für Städte und Kreise, „damit die ein großflächiges Programm auf die Beine stellen können, um Toiletten zu sanieren und so die Corona-Pandemie besser einzudämmen.“ Münster gibt auch zu: „Die Verbindung zu dem dritten Geschlecht würden wir nicht noch mal so im Post herstellen.“ Wie die Kritik vielleicht besser sitzen könnte, zeigte die Junge Union Trier. Sie schlug auf Facebook den Slogan vor: „Wir sind angepisst! Schultoiletten in Rheinland-Pfalz müssen dringend saniert werden.“ Ohne Astronaut auf dem Schulklo.

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