Jury: US-Soldat hat Baby zu Tode geschüttelt - 22 Jahre Haft

Spangdahlem · Schuldig in allen Anklagepunkten. So lautet das Urteil im Militärgerichtsprozess gegen einen US-Unteroffizier. Nach Überzeugung der Geschworenen ist der junge Mann aus Spangdahlem für den gewaltsamen Tod seines Sohns verantwortlich. Der 23-Jährige wurde zu 22 Jahren Haft verurteilt.

Wieder und wieder müssen sie den traurigen Fall durchgegangen sein. All die Zeugenaussagen, Beweise und Indizien. All die Puzzelstücke, die ein Bild davon liefern könnten, was am 2. September 2010 in einem Spangdahlemer Haus tatsächlich geschah - jenem Tag, an dem der kleine Cordale so brutal geschüttelt wurde, dass er wenige Wochen später an seinen Verletzungen starb (der TV berichtete).

Drei Tage lang haben sich die Geschworenen des US-Militärgerichts Spangdahlem zurückgezogen, um im Falle des 23-jährigen Unteroffiziers zu einem Urteil zu kommen. Ihm wird vorgeworfen, seinen Sohn zu Tode geschüttelt zu haben - ein Vorwurf, zu dem er sich vor Gericht nicht selbst äußern wollte. Am gestrigen Montag ist das Urteil nun gefallen. Und es lautet: schuldig in allen Anklagepunkten. Der junge Mann wird nun wegen Totschlags, Körperverletzung und Kindesgefährdung bestraft. Wie die US-amerikanische Nachrichtenagentur UPI am Montagabbend meldete, legte das Gericht im Anschluss an den Schuldspruch das Strafmaß auf 22 Jahre Haft fest.

Damit haben die Verteidiger des Mannes diesen Fall verloren. Sie hatten auf "nicht schuldig" plädiert und versucht, die Mutter des Jungen als Täterin darzustellen. Die 23-jährige US-Amerikanerin, die als Zivilistin deutschem Recht untersteht, war vom Trierer Landgericht im vergangenen Mai bereits zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Allerdings nicht, weil sie ihren Sohn getötet haben soll, sondern weil sie es nach Ansicht des Gerichts unterlassen hatte, ihn vor den Übergriffen des Vaters zu schützen. Die Frau sitzt bereits seit etwa einem Jahr im Gefängnis und war eine der wichtigsten Zeugen im laufenden Prozess.

Im Kreuzverhör hatte die Verteidigung sie mit suggestiven Fragen bombardiert: ob es stimme, dass das Kind nicht geplant gewesen sei, dass es ihre beruflichen Pläne zerstört habe, dass sie während der Schwangerschaft sehr krank gewesen sei, dass sie bei Facebook geschrieben habe, der Schlafrhythmus ihres Sohnes bringe sie um …? Und ob sie nicht selbst die Möglichkeit gehabt habe, dem Kind etwas anzutun?

Eine Strategie, die offensichtlich nicht aufging. Die Geschworenen scheinen einer anderen Version der Geschichte mehr Glauben geschenkt zu haben. Der Version der Mutter, die von diversen anderen Zeugenaussagen gestützt wurde. Und die geht so: In Texas, wo die junge Frau ihr Kind zur Welt gebracht hatte, ging es Cordale bestens.

Nachdem sie dann mit ihm im Juli 2010 zu ihrem Mann in die Eifel zurückgekehrt war, war das Baby wie ausgetauscht. Es weinte viel - besonders in der Nähe des Vaters. Es wurde krank, konnte sich kaum noch bewegen. Im August 2010 erlitt es schwere Verbrennungen, während der Vater es badete. Aus Angst, der Kindesmisshandlung beschuldigt zu werden, wollte dieser den Jungen jedoch zunächst nicht ins Krankenhaus bringen.

Und dann kam jener 2. September, an dem der Angeklagte seine Frau mit den Worten: "Guck mal, ich glaube, Cordale mag seine neue Wiege" zu sich gerufen haben soll. Worte, die so gar nicht zu dem grausigen Bild passten, das sich der Mutter bot.

Wenige Wochen später war Cordale tot. Nun wird der für schuldig befundene Vater dafür mit einer Gefängnisstrafe büßen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort