Kameraden im Clinch

MAINZ. In der Führung des Sports tobt der offene Machtkampf. Die Sportbünde Rheinland, Pfalz und Rheinhessen fordern von Landessportbund-Präsident Rüdiger Sterzenbach den sofortigen Rücktritt. Doch der will im Amt bleiben, bis die Mitgliederversammlung einen Nachfolger wählt. Im Sportministerium wächst der Unmut über die Regionalverbände.

"Sehr geehrter Herr Dr. Sterzenbach, lieber Rüdiger, unsere Präsidien haben uns heute einstimmig beauftragt, Dich zum sofortigen Rücktritt aufzufordern", faxten mit "freundlichen Grüßen" die Sportbund-Präsidenten Dieter Noppenberger (Pfalz), Herbert W. Hofmann (Rheinhessen) und Hermann Höfer (Rheinland) am Donnerstagabend an ihren Sportkameraden und LSB-Chef. Diese unmissverständliche Botschaft ist bisher der Höhepunkt in den seit Jahren andauernden Querelen zwischen Sterzenbach und seinen drei durch Amt und Satzung festgelegten Vize-Präsidenten. Dabei geht es um Machtverteilung zwischen LSB-Zentrale und Regionalverbänden, aber auch um die enge personelle Verflechtung der Sportbünde-Präsidenten mit der Lotto Rheinland-Pfalz GmbH. Die wird von ihren Verbänden getragen, bietet Sportfunktionären viele Annehmlichkeiten und sorgt mit umstrittenem Sponsoring öfter mal für Negativ-Schlagzeilen. Seinen Rückzug hatte Sterzenbach diese Woche angekündigt. Doch will er bis einer frühstmöglich einberufenen Mitgliederversammlung im Amt bleiben und nicht einfach seinen drei Vize das Feld überlassen. Alle gewählten Präsidiumsmitglieder hätten ihm dafür Unterstützung zugesagt, betont Sterzenbach gegenüber dem TV . Er will verhindern, dass seine Stellvertreter die Weichen stellen, um den nächsten Präsidenten aus den eigenen Reihen zu bestimmen und nicht mehr durch die Mitgliederversammlung wählen zu lassen. Unter der Hand werden bereits Hermann Höfer als neuer LSB-Präsident und Dieter Noppenberger als Nachfolger des zurückgetretenen Verwaltungsratsvorsitzenden von Lotto, Theo Zwanziger, gehandelt. Von einem "kalten Putsch" spricht denn auch SPD-Fraktionschef Joachim Mertes, bisher der härteste Kritiker aus der Politik an den Zuständen im Sport. Doch auch für Sportminister Walter Zuber (SPD) scheint inzwischen das Fass überzulaufen. Die Vorgänge verstärkten den Eindruck, dass die Sportbünde nicht in der Lage seien, sich zu reformieren, heißt es im Ministerium. Eine für Montag anberaumte Pressekonferenz wurde allerdings kurzfristig wieder abgesagt. An diesem Tag wollen auch die regionalen Sportbünde die Öffentlichkeit über ihre Reformpläne unterrichten. Noppenberger verteidigt die Rücktrittsforderung an Sterzenbach: "Wir können nicht weiter agieren, als wäre nichts geschehen." Eine Mitgliederversammlung bereits zu Jahresbeginn 2004 schließt er aus, weil dann noch keine Haushaltszahlen verfügbar sind. Wenn der Präsident zurücktrete, seien drei Stellvertreter da, um die Geschäfte zu führen, so Noppenberger zum TV . Ihm ist ohnehin der Gedanke sympathisch, dass künftig die regionalen Sportbund-Chefs in wechselndem Turnus das LSB-Präsidentenamt übernehmen. Heftige Schelte gibt es von ihm für die Politik. Es sollte sich niemand in die Diskussion "hineinhängen, der von der Sache keine Ahnung hat", wettert Noppenberger in Richtung Mainz.