Kampf gegen mieses Image

Trier · Ein Beruf, der alles von den Beschäftigten verlangt, der erfüllend sein soll, aber ein schlechtes Image hat: Pfleger. Der Pflegedirektor des Trierer Brüderkrankenhauses fordert eine bessere Anerkennung der Pflegekräfte.

Trier. "Nur jeder dritte Pflegebedürftige ist gut ernährt", "Erschreckende Missstände in Altenheimen" oder "Skandal um Pflege-Zustände kein Einzelfall". Es sind Schlagzeilen wie diese, die Aloys Adler ärgern. Nicht etwa, weil sie falsch sind. Der Pflegedirektor des Trierer Brüderkrankenhauses ärgert sich, weil oft nur die negativen Aspekte der Pflege herausgestellt würden. Ja, Pfleger sei ein anstrengender Beruf mit einer hohen Belastung, sagt Adler. Aber: "Pflege ist auch ein schöner Beruf, der einem viel gibt, etwa die Dankbarkeit von Patienten und Pflegebedürftigen." Pflege sei mehr als Medikamente zu verabreichen und Spritzen zu setzen, sagt Adlers Stellvertreter Markus Mai. "Pflege ist, sich um den Menschen zu kümmern, den ganzen Menschen zu sehen." Doch das Image des Berufes sei schlecht. Nicht nur durch die Negativ-Schlagzeilen.
Adler, der Chef von rund 1000 in der Pflege beschäftigten Mitarbeitern im Brüderkrankenhaus ist, verhehlt nicht, dass viele Pfleger am Anschlag sind. "Die Arbeitsverdichtung und somit die Arbeitsbelastung der Pflegenden in allen Pflegeeinrichtungen hat den Zenit des Zumutbaren überschritten.
Das Berufsbild ändert sich


Tagtäglich leisten unsere Pflegenden mit persönlichem Engagement Überdurchschnittliches, teils sogar unter Zurückstellung der eigenen Bedürfnisse oder auf Kosten der eigenen Gesundheit."
Die Belastung nimmt zu, nicht etwa nur weil Personal fehlt - im Trierer Brüderkrankenhaus sind laut Adler alle rund 700 Pflegerstellen derzeit besetzt. Die zunehmende Belastung habe auch damit zu tun, dass sich das Berufsbild des Pflegers geändert habe. Gerade in modernen Kliniken wie dem Brüderkrankenhaus mit moderner Apparatemedizin seien hoch qualifizierte Mitarbeiter notwendig, auch seien die Anforderungen hoch. Hinzu kommt laut Markus Mai, dass der bürokratische Aufwand immer höher wird. Quasi jeder Handgriff müsse dokumentiert werden, zum Teil auf Din A 3 großen, eng bedruckten Bögen. Das sei zwar wichtig, koste aber Zeit. Zeit, die für die eigentliche Pflege fehle.
Trotzdem machten die meisten Pfleger ihren Job gerne, viele sagten, sie würden den Beruf auch wieder ergreifen, sagt Adler. Was ihn, wie viele Pflegedirektoren in der Region, schmerzt, ist der Weggang vieler gut qualifizierter Pfleger nach Luxemburg. Nicht etwa, weil die Arbeitsbedingungen dort besser seien, sondern weil sie dort besser verdienten.
Wenn sich das Image, das gesellschaftliche Ansehen der Pflege und damit auch die Entlohnung nicht ändere, steuere man sehenden Auges in eine Katastrophe, warnt Mai. In zehn bis 15 Jahren werde es kaum noch qualifiziertes Pflegepersonal geben.
Dieses Gegensteuern müsse durch die Pfleger selbst geschehen. Sie müssten stärker für ihre Belange eintreten, etwa durch die Einrichtung einer Pflegekammer (siehe Extra) sagt Adler. Und er ermuntert die Pflegenden, ihrem Unmut, aber auch ihrem Spaß an der Arbeit Ausdruck zu verleihen und damit etwas fürs Image und die gesellschaftliche Anerkennung zu tun.Extra

Rheinland-Pfalz will als erstes Bundesland eine Pflegekammer einrichten. Die Körperschaft des öffentlichen Rechts, die von den Pflegekräften selbst verwaltet wird, soll die Interessen der Pfleger gegenüber der Politik vertreten. Die Kammer wird aber nur dann eingerichtet, wenn eine Mehrheit der Pfleger dafür stimmt. Noch bis 25. März läuft dazu eine Abstimmung. Info: www.pflegekammer-rlp.de wie

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