Gesellschaft Kandel: Entsteht ein „rechter Wallfahrtsort“ im Land?

Kandel/Mainz · Die Ampelparteien wollen in Kandel demonstrieren und kritisieren die AfD.

 Anfang März in der rheinland-pfälzischen Stadt Kandel: Teilnehmer einer AfD-Kundgebung ziehen durch die Innenstadt.

Anfang März in der rheinland-pfälzischen Stadt Kandel: Teilnehmer einer AfD-Kundgebung ziehen durch die Innenstadt.

Foto: dpa/Andreas Arnold

Kandel ist ein kleines Städtchen in der Pfalz, 9000 Einwohner groß, eine Biene ziert das Stadtbild. Doch die Idylle ist Geschichte, seit ein afghanischer Flüchtling seine 15-jährige Ex-Freundin erstochen hat. Der rheinland-pfälzische SPD-Fraktionschef Alexander Schweitzer warnt nun, dass sich Kandel zu einem „Wallfahrtsort für rechte Gruppen“ wandeln könnte. „Die Tat war furchtbar, sie hat uns alle mit Trauer und Fassungslosigkeit erfüllt. Doch Kandel wird immer mehr zum Versuch, Pegida vom Osten in den Westen zu exportieren“, sagt Schweitzer. Bei einer Demo in Kandel liefen zuletzt mehr als 4000 Teilnehmer mit. Darunter, so Schweitzer, „ausgewiesene Nazis“. Der AfD wirft er vor, den Schulterschluss mit „äußeren Rechten“ vollzogen zu haben, weil der Landtagsabgeordnete Damian Lohr vor Demonstranten der rechtsextremen Identitären Bewegung lief, wie Videos zeigten (der TV berichtete). „Das kann nur mit äußerster Naivität als Zufall bezeichnet werden“, sagt Schweitzer, der Gegenwehr ankündigt. Am Samstag gehen SPD, FDP und Grüne gegen eine erneute Kundgebung auf die Straße – mit einem Bündnis, zu dem auch Linke, Kirchen, Gewerkschaften und die CDU gehören. Deren Landeschefin Julia Klöckner warnt zugleich, „rechtsradikalen Agitatoren“ zu große Aufmerksamkeit zu verleihen. AfD-Landeschef Uwe Junge wehrt sich gegen Vorwürfe, seine Partei verantworte die Kundgebung der Bewegung „Kandel ist überall“, die gegen die Folgen „illegaler Massenmigration wirbt und deren Demo eine baden-württembergische AfD-Abgeordnete angemeldet hatte. Doch, so die Argumentation von Junge: „Das war eine Einzelaktion dieser Dame, die nicht gutgeheißen wird. Eine AfD-Demo ist es nicht.“ Es sei die freie Entscheidung jedes Abgeordneten, an der Demo teilzunehmen. Ratsam sei aber, dies „ohne AfD-Emblem“ zu tun. Die Haltung der AfD zu rechtsextremen Gruppen, sagt Junge, sei klar: „Wir wollen diese Leute nicht.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort