Politik Katarina Barley: Der nächste Job für die SPD-Universalwaffe

Schweich/Berlin · Die Schweicherin führt die SPD 2019 in den Europawahlkampf.

 Fast immer gut gelaunt: SPD-Politikerin Katarina Barley   Foto:   Harald Tittel/dpa

Fast immer gut gelaunt: SPD-Politikerin Katarina Barley Foto: Harald Tittel/dpa

Foto: dpa/Harald Tittel

Gottseidank nur 99 Prozent, mag die SPD-Politikerin Katarina Barley gedacht haben, nachdem sie Anfang Dezember zur Spitzenkandidatin ihrer Partei für die Europawahl nominiert worden war. 99 Prozent – das ist ein Prozentpunkt weniger, als der sozialdemokratische Mister Europa im März 2017 eigefahren hat. Damals wurde Martin Schulz mit 100 Prozent Zustimmung zum Nachfolger von Sigmar Gabriel gekürt wurde. „Ein absolutes Traumergebnis“, hieß es anschließend. Für den später gescheiterten Kanzlerkandidaten Martin Schulz war es der Anfang vom Abrutschen ins politische Abseits.

Daran wird Katarina Barley gedacht haben, als die 50-jährige Schweicherin – bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung – auf Platz eins der SPD-Europaliste gewählt wurde. Ein Top-Ergebnis, bei dem sich trotzdem kein Vergleich zu Martin Schulz aufdrängte, den viele Medien sonst wohl gezogen hätten. Jetzt also Europa. Wieder einmal soll es Katarina Barley richten. Obwohl sie erst seit 2013 im Bundestag sitzt, vermittelt die promovierte Juristin den Eindruck, als gehöre sie schon seit ewigen Zeiten zum Inner Circle der wichtigen politischen Entscheider im Land. Keine Woche vergeht, in der Katarina Barley nicht mit einer neuen Initiative oder Äußerung für Schlagzeilen sorgen würde. Mal geht es um die Mietpreisbremse, mal um die Musterfeststellungsklage, mal um den Mindestlohn.

Die Botschaft ihrer Dauerpräsenz in den Medien: Barley tut was, Barley hat etwas zu sagen, Barley traut sich. Dass sich die gebürtige Kölnerin selbst einmal als „Universalwaffe der SPD“ bezeichnet hat, spricht für ihr Selbstbewusstsein, das auf dem politischen Parkett nicht von Nachteil ist. Selbstbewusst, kompetent, rhetorisch geschickt und meistens gut gelaunt – mit Attributen wie diesen hat es die Mutter zweier Söhne in ihrer Partei in kurzer Zeit in die vorderste Reihe geschafft: von der Generalsekretärin über das Familien- und zusätztlich noch Arbeitsministerium zur amtierenden Justizminsterin. Für die leidenschaftliche Juristin ein Traumjob; den sie nun bald doch schon wieder los ist.

Wieder einmal hat die Parteispitze entschieden, dass Katarina Barley der SPD an einer anderen Stelle besser dienen könne. Nun kandidiert die Schweicherin also als Spitzenkandidatin fürs Europaparlament. Sie sei eine „geborene Europäerin“, hat Parteichefin Andrea Nahles ihrer Genossin ins Bewerbungszeugnis geschrieben. Barleys Biografie gibt es her: Der Vater ist Brite, sie selbst hat in Frankreich studiert, war mit einem Spanier verheiratet, hat in Luxemburg gearbeitet und seit kurzem einen niederländischen Lebensgefährten – den Basketballtrainer Marco van den Berg.

Wenn das mal keine guten Vorzeichen für den neuen Job sind.

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