Kehrt der Rock an den Ring zurück?

Mendig/Nürburgring · Kehrt Rock am Ring am Ende wieder zu seinen Ursprüngen zurück? Nachdem die Marek Lieberberg Konzertagentur (MLK) überraschend Bedingungen für den Verbleib des Festivals am Flughafen Mendig gestellt hat, rückt nun der Nürburgring wieder in den Fokus von Spekulationen.

Angeblich soll der Fünf-Jahres-Vertrag, den Konzertveranstalter Marek Lieberberg in Mendig geschlossen hat, nicht in Stein gemeißelt sein. Hinzu kommt, dass Lieberberg - samt Sohn André - Anfang 2016 als Deutschlandchef zum US-Konkurrenten Live Nation wechselt. Und inzwischen hat längst die Runde gemacht, dass der Branchen-Primus mit der 30. Auflage von Rock am Ring zwar einen gewaltigen PR- und Publikumstriumph einfuhr, aber kein Geld verdiente.

Organisation über Jahre optimiert

Am Nürburgring konnte Lieberberg die Strukturen 29 Jahre lang auf die Ansprüche eines Megafestivals zuschneiden, bis Organisation und Abläufe nahezu perfekt waren. Dies dürfte seinen finanziellen Aufwand im Laufe der Zeit enorm minimiert und auch Gewinne entsprechend gesteigert haben. In Mendig musste die MLK indes wieder bei null anfangen. Da können etwa eine aufwendige Wasser- und Abwasserversorgung sowie Auflagen zum Naturschutz schon richtig ins Kontor schlagen. Von daher könnten praktische Erwägungen eine Rückkehr von Rock am Ring zum Nürburgring nahelegen.

Der zweite Faktor, der derartigen Spekulationen Futter gibt, ist ein Erkenntnisprozess bei den Machern an der Eifel-Rennstrecke. Durch das geplatzte Grüne-Hölle-Rockfestival mitsamt dem schmachvollen Scheitern der Kooperation mit dem Berliner Konzertveranstalter DEAG (Deutsche Entertainment AG) hat man dazugelernt. Inzwischen sieht man es als Fehler, Lieberberg den Stuhl vor die Tür gestellt zu haben. Und das sagt man am Ring auch öffentlich.

Nur Lieberberg selbst wird wissen, wie viele Künstler er mit welchen Vertragskonstruktionen zu seinem neuen Brötchengeber mitnimmt. Angeblich will er Live Nation um 700 Musikshows bereichern. Ob sich darunter auch ein Festival nach Art von Rock am Ring mitsamt Zwillingsfestival Rock im Park in Nürnberg befinden wird und soll, steht in den Sternen. Gesichert indes ist: Die Verantwortlichen am Nürburgring haben ihren Krieg mit Lieberberg längst begraben. Mehr noch: In der Eifel hat man die Friedenspfeifen angezündet und zieht kräftig daran.

Auch der Name ist wichtig

Nun gibt es bekanntermaßen ja auch noch den alten Zwist um die Namensrechte: Hier streiten die Insolvenzverwalter des Nürburgrings mit der MLK um die Marke Rock am Ring. Sollte dieser Streit zugunsten der Insolvenzverwalter ausgehen, stiegen die Chancen, dass ein Festival mit Marek Lieberberg tatsächlich wieder unter altem Namen am Ring stattfinden könnte.

Zugleich ist durchgesickert, dass Lieberberg und die russisch geführte NR Holding, die das Sagen an der Rennstrecke hat, diskret Vertrauensbildung betreiben. Man tastet sich ab, ist freundlich zueinander. In solchen Lagen lotet man in der Regel aus, was in Zukunft gemeinsam möglich sein könnte. Von einem Techno-Festival war bereits die Rede. Aber der Jackpot wäre natürlich Rock am Ring.

All das heißt noch nicht, dass eine erneute Verständigung der Ring-Verantwortlichen und Lieberbergs gelingt. Die russisch geführte Besitzgesellschaft mit dem Pharmaunternehmer Viktor Kharitonin im Hintergrund ist bislang als harter Verhandlungspartner in Erscheinung getreten. Sollte es zu konkreten Gesprächen kommen, dürfte das keine Harmonieveranstaltung werden. Aber zumindest die Grundlagen für einen möglichen erfolgreichen Abschluss wurden inzwischen gelegt.

Rein theoretisch könnten die Herren am Ring natürlich auch mit der MLK, die Marek Lieberberg wie gesagt Ende des Jahres verlässt, und deren Träger, dem deutschen Veranstaltungs- und Ticketkonzern CTS Eventim, handelseinig werden. Doch über derartige Kontakte gibt es bislang keine Erkenntnisse.

Mehr zu Musikfestivals in der Region auf unserem Portal rock-the-region.de

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