Kein Lob fürs neue Gotteslob: Fragen und Antworten zum Thema

Trier · Für die Druckerei C.H. Beck ist es der größte Auftrag ihrer Geschichte: die Herstellung des neuen Gotteslobs. 3,6 Millionen Exemplare haben die deutschen und österreichischen Bistümer bei der bayerischen Druckerei bestellt. Doch jetzt sind etliche Kunden mit der Qualität des Produkts unzufrieden. Unter ihnen ist auch das Bistum Trier.

Seit Monaten wird in den deutschen und österreichischen Bistümern für das neue Gebet- und Gesangbuch geworben, das eigentlich mit Beginn der Vorweihnachtszeit überall ausgeliefert sein sollte. Ob dieser Termin nach den jüngsten Querelen noch zu halten sein wird, ist ungewiss. Der TV beantwortet die wichtigsten Fragen rund um das neue Gebet- und Gesangbuch der katholischen Kirche.

Warum gibt es ein neues Gotteslob?
Das aktuelle Gotteslob stammt aus dem Jahr 1975. "Das ist 38 Jahre her. Seitdem hat es in Kirche und Gesellschaft große Veränderungen gegeben", begründete der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann im Februar bei der Bischofsvollversammlung in Trier die Neuauflage. Nur ein Beispiel: Wegen des zunehmenden Priestermangels sind in das neue Gotteslob Gebete und Texte aufgenommen worden, die Ehrenamtlichen dabei helfen sollen, "gottesdienstliche Feiern" selbst zu gestalten.

Wie entsteht so ein neues Gebetbuch?
Das ist gar nicht so einfach, weil die Inhalte mit vielen Beteiligten abgesprochen werden müssen. Den Auftrag, das neue Gotteslob zu erarbeiten, bekam 2001 eine von der Bischofskonferenz eingerichtete Unterkommission mit dem Namen "Gemeinsames Gebet- und Gesangbuch". Vorsitzender ist der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann. Prälat Eberhard Amon, Leiter des Liturgischen Instituts in Trier, ist der Geschäftsführer. Die Kommission wiederum bezog Leute aus den einzelnen Bistümern mit ein, dazu viele Berater und Experten.

Was sind die wichtigsten Neuerungen?
Schon von seinem Aussehen her ist das neue Gotteslob zeitgemäßer. Das gilt auch inhaltlich: Fast die Hälfte der Lieder ist neu. Viele der neuen Lieder sind erst in den letzten 40 Jahren komponiert worden. Auch die Texte haben sich verändert. Sie sind verständlicher und (in der Endfassung hoffentlich) besser lesbar. Zudem soll das neue Gotteslob konkret Hilfestellung in Glaubensfragen geben und Antworten auf wichtige Fragen, etwa: Wie bete ich mit meinen Kindern? Wer kann Taufpate oder Taufpatin werden?

Warum hat die Arbeit an dem Buch so lange gedauert?
Ein Grund ist, dass das Gebetbuch ein Gemeinschaftswerk von insgesamt 37 deutschsprachigen Diözesen ist. Neben den deutschen Bistümern waren dies die österreichischen Bistümer und das Südtiroler Bistum Bozen-Brixen. Dann mussten beispielsweise Rechtsfragen geklärt werden. Und es wurden sogenannte Begleitpublikationen in Auftrag gegeben, etwa ein Orgelbuch oder erstmals auch ein Klavierbuch. Schließlich wurde das Gesangbuch in 190 repräsentativ ausgewählten Gemeinden getestet.

Wie dick ist das neue Gebetbuch?
Maximal 1300 Seiten dick. Der sogenannte Stammteil des Gotteslobs umfasst 960 Seiten. Es ist der Teil, der in allen Ausgaben gleich ist. Dazu kommt noch ein Teil, den jedes Bistum selbst zusammengestellt hat. Er umfasst zwischen 240 und 340 Seiten. Im Bistum Trier gehören zum Eigenanteil etwa Lieder der Trierer Christuswallfahrt und der Heilig-Rock-Andacht.

Warum gibt es jetzt den Ärger?
Weil sich einige Bistümer über die ihrer Meinung nach schlechte Papierqualität beschweren. Es sei so dünn und durchsichtig, dass es von älteren Menschen schwer zu lesen sei. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, der noch bis vor Kurzem in Kasel bei Trier gelebt hat, sagt: "Ich bin enttäuscht über die mindere Qualität und empfinde die so verursachte zeitliche Verzögerung als sehr ärgerlich." Adressat ist die Nördlinger Druckerei C. H. Beck, die den Auftrag zum Druck der 3,6 Millionen Exemplare bekommen hat. Einer der Gründe für die Auftragsvergabe war, dass die Druckerei über große Erfahrung beim Bedrucken dünnen Papiers verfügt.

Was sagt die Druckerei über den Protest?
Sie wehrt sich. Der Geschäftsführer sagt, dass beide für das Gotteslob verwendeten Papiersorten von der Kirche im Vorfeld abgesegnet worden seien.

Wie groß ist der Schaden?
Schwer zu sagen. Denn die Bischofskonferenz machte auf Anfrage unserer Zeitung dazu keine Angaben. Nach Recherchen des Bayerischen Rundfunks sind mindestens neun Bistümer von den Mangel-Exemplaren betroffen. Es sind aber mehr, weil beispielsweise Trier in der Auflistung nicht auftaucht. Angeblich ist ein Drittel der Auflage nicht zu gebrauchen.

Wie geht es jetzt weiter?
Das wird sich noch herausstellen. Der Trierer Bistumssprecher André Uzulis sagt, über die Konsequenzen werde "auf Ebene des Generalvikariats" noch gesprochen. Klar zu sein scheint aber, dass es wohl nächstes Jahr wird, bis das neue Gotteslob im Bistum erhältlich ist. Wenn sich Druckerei und Bischofskonferenz nicht einigen, dürfte der Zwist über die angeblich miese Papierqualität letztlich vor Gericht entschieden werden.

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