Keine Party für Konstantin

Augusta Treverorum · Vor 1700 Jahren unterzeichnete Kaiser Konstantin das Toleranzedikt von Mailand - und ermöglichte so den Aufstieg des Christentums. In seiner "Heimatstadt" Trier will das offenbar niemand feiern. Nicht einmal das Bistum.

Augusta Treverorum am 1. August 313. Auf den Tag genau 1700 Jahre ist es heute her, dass Abertausende in festliche Togas gewandete Trierer die Straßen der Stadt säumten, um ihren siegreichen Kaiser Konstantin zu feiern. Er hatte über die Franken triumphiert. Einen Teil der Unglücklichen präsentiert er seinem Volk auch im Festumzug. In Ketten gelegt. Gedemütigt. Besiegt.
An diesem Tag wird in Trier eine Lobrede auf den Kaiser gehalten, deren Worte bis heute überliefert sind. Immer wieder ist darin von Konstantins Sieg an der milvischen Brücke bei Rom die Rede: Im Vorjahr, 312, hatte er nämlich eine aussichtslos wirkende Schlacht gewonnen. Obwohl sein Heer viel kleiner war als das des Maxentius, gelang es Konstantin, seinen Rivalen zu töten und Rom zu erobern. Der Redner spricht von der göttlichen Kraft, die dabei geholfen hat.
Präziser beschreibt Konstantins Biograf Eusebius, was passiert sein soll: Um die Mittagszeit sah Konstantin "oben am Himmel das Siegeszeichen des Kreuzes, aus Licht gebildet" und damit verbunden die Schrift: "Darin siege!" Im Schlaf sei Jesus ihm später erschienen und habe ihm aufgetragen das Zeichen nachzubilden, um es als Schutz zu gebrauchen. Ein Sieg errungen im Zeichen Christi also. Für Eusebius und alle anderen Christen brach damit eine neue Ära an. Konstantin brachte ihnen Frieden und Freiheit: Nur wenige Monate vor seinem Triumphzug durch Trier hatte er das Toleranzedikt von Mailand unterzeichnet. Es schenkte den Christen Gleichberechtigung und ermöglichte so den Aufstieg dieser Religion und den Bau zahlreicher Kirchen.
313. Vor 1700 Jahren war das. Und keiner feiert\'s. Nicht mal das Bistum, das es ohne diese Ereignisse wohl gar nicht gäbe. "1700 Jahre ist eine Zahl, die Feierlichkeiten nicht unbedingt erfordert", sagt ein Sprecher. Bei 2000 wäre das womöglich anders. Geduld also. Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut. kah

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