Kinderärzte in der Region fordern Pflichtimpfungen gegen Masern

Trier · Bundesweit steigt die Zahl der Masern-Kranken. Die Region ist bislang verschont geblieben. Trotzdem fordern Kinderärzte und die Bundesregierung eine Impfpflicht. Landesgesundheitsminister Schweitzer ist dagegen.

Sie sind keine harmlose Kinderkrankheit, sie können tödlich sein, sogar Jahre nach der Ansteckung: Masern. Vor allem in Bayern, Berlin und in Nordrhein-Westfalen häufen sich derzeit Masernfälle. In der Nähe von Köln musste eine Waldorfschule geschlossen werden, weil 29 Schüler und eine Lehrerin an Masern erkrankt waren. Im nordrhein-westfälischen Nettersheim nahe dem Vulkaneifelkreis ist ein Schüler erkrankt.

Mehr als 1000 Masernfälle bundesweit hat das für die Gesundheitsüberwachung zuständige Robert-Koch-Institut (RKI) in diesem Jahr schon registriert - sechsmal mehr Fälle als im Jahr 2012. In Rheinland-Pfalz wurden bislang lediglich sieben Fälle registriert, keiner davon in der Region.

Auch im vergangenen Jahr gab es hier keine Masernerkrankungen. Trotzdem fordert der Vorsitzende der Kinder- und Jugendärzte in der Region, Stephan Güntzer aus Trier, eine Impfpflicht gegen Masern. Nur so könnte die gefährliche Infektionskrankheit ausgerottet werden.

Güntzer verlangt, dass kein ungeimpftes Kind in einer Kita aufgenommen wird - außer denen, bei denen aus medizinischen Gründen vom Impfen abgeraten werde. Auch Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) schließt eine Impfpflicht gegen Masern nicht aus. Laut einer Krankenkassen-Umfrage sind 80 Prozent der Deutschen dafür.

Der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Alexander Schweitzer (SPD) warnt jedoch davor, "in Aktionismus zu verfallen". Es gebe keinen Anlass für eine Impfpflicht, sagt sein Sprecher. Kassen-Vertreter äußern sich zurückhaltend.

Die Barmer GEK setzt auf Aufklärungskampagnen statt auf Zwang. Martin Schneider, Chef des Landesverbands der Ersatzkassen, kann sich mit einer Impfpflicht "anfreunden", wenn es klare medizinische Erkenntnisse gebe, dass der Nutzen einer solchen Impfung größer sei als das Risiko.

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