Kirchlicher Verwaltungsrat wirft hin: Warum der Trierer Bischof nach seinem Durchgreifen im Saarland ein neues Problem hat

Trier/Köllerbach · Im Clinch zwischen dem Pfarrer und dem Verwaltungsrat der Kirchengemeinde Herz Jesu im saarländischen Köllerbach hat Triers Bischof Stephan Ackermann durchgegriffen: Er hat dem Pfarrgremium teilweise Befugnisse entzogen und auf den umstrittenen Pfarrer sowie Personen seines Vertrauens übertragen (der TV berichtete). Daraufhin ist der Verwaltungsrat gestern komplett zurückgetreten. Darunter auch eine Person, der vom Bischof Befugnisse übertragen worden waren.

Trier/Köllerbach. Im Rücktrittsschreiben des Verwaltungsrats der Kirchengemeinde Herz-Jesu Köllerbach, das unserer Zeitung vorliegt, schwingt sowohl tiefe Enttäuschung als auch Selbstbewusstsein mit: "Wir sind nicht bereit, weiter hinzunehmen, dass wir bei der Ausübung unseres Ehrenamtes beleidigt und mit falschen Behauptungen und Aussagen in unserer Arbeit ständig behindert werden", heißt es unter anderem in dem Schreiben an Bischof Stephan Ackermann. Dar-über hinaus seien die Mitglieder nicht gewillt, diskreditiert, beschimpft und herabgewürdigt zu werden.
Die teilweise Aussetzung und Übertragung von Verwaltungsbefugnissen und Vertretungsrechten durch Ackermann akzeptiert das Laiengremium, das für die finanziellen Dinge in der Kirchengemeinde zuständig ist, nicht. "Weil dadurch die derzeitigen Missstände, Konflikte und Kritikpunkte nachträglich legalisiert werden könnten", begründet der Rat. Denn die Übertragung der Befugnisse bedeute teils auch, dass bereits gefasste Beschlüsse aufgehoben oder eingeschränkt werden könnten.Schwere Vorwürfe gegen Pfarrer


Der Verwaltungsrat erhebt schwere Vorwürfe gegen den Pfarrer, der erster Vorsitzender des Rates ist: Er soll Protokolle zu seinen Gunsten manipuliert haben. Das Pfarrgremium will zudem bei der Prüfung des Jahresabschlusses 2013 "bisher nicht erklärbare Vorgänge" entdeckt haben. Laut Werner Jungmann, zweiter Vorsitzender des Verwaltungsrates, blieb der im September verfasste Prüfbericht mit der Bitte um Aufklärung vom Bischöflichen Generalvikariat bis heute unbeantwortet. Auf Wunsch des Pfarrers hat Generalvikar Georg Bätzing kürzlich eine Prüfung beauftragt (der TV berichtete). Der Vorschlag des Gremiums, mit allen Beteiligten ein gemeinsames Gespräch zu führen, war ungehört verhallt.
Sechs der acht Verwaltungsratsmitglieder haben gestern das Rücktrittsschreiben unterzeichnet, zwei Mitglieder haben eigene Schreiben verfasst. Darunter auch eine Person des Vertrauens des Bischofs. Neben dem Pfarrer, einem pensionierten Rendanten sowie einem Pastoralreferenten hatte Ackermann diesem Mitglied ebenfalls eine Befugnis übertragen und es mit vierfachem Stimmrecht ausgestattet.
Mit dem Rücktritt des Gremiums steht der Trierer Bischof jetzt vor einem neuen Problem. Seit rund zwei Jahren brodelt es in Köllerbach. Der damalige Pfarrer Guido Ittmann hatte mehrere Missbrauchsvorwürfe aufklären wollen. Er war bedroht und verleumdet worden. Bis heute ist unklar, wer die Drohbriefe an den Pastor verfasst hatte. Der Geistliche floh. Mit Ittmanns Nachfolger sollte der erhoffte Frieden einkehren. Davon scheint die Kirchengemeinde zurzeit weit entfernt.

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