"Kleine Störung" in der "Supertruppe" - AfD-Landeschef bedauert Austritt von Parteivize Beatrix Klingel

Saarburg/Kirchheim · Der Austritt der bisherigen Vize-Landeschefin Beatrix Klingel aus der Partei Alternative für Deutschland (AfD) hat für ein bundesweites Echo gesorgt. Sie wolle mit ihrem Rückzug die Debatte über populistische Strömungen innerhalb der Partei vor-anbringen, sagt die 60-Jährige unserer Zeitung.

Saarburg/Kirchheim. Als Kronzeugin, dass die AfD nach rechts abdriftet, will sie nicht verstanden werden. In Rheinland-Pfalz sei die Partei eine "Supertruppe", sagt Beatrix Klingel. Aber die "Strömungen" in der Gesamtpartei hätten es ihr schwergemacht. "Ich kann nicht sagen, wohin das geht", sagt die 60-Jährige aus Kirchheim in der Pfalz. Daher sei sie aus der AfD ausgetreten. Allerdings war Klingel nicht ein einfaches Parteimitglied. Sie war stellvertretende Landesvorsitzende. Ihren Schritt, sich nun komplett aus der Politik zurückzuziehen, begründet sie damit, dass ihr die Debatte über die islamfeindliche Pegida innerhalb der AfD zuwider sei. Populismus wirft sie ihren ehemaligen Parteifreunden vor. "Wir sind eine Wirtschaftspartei." Doch davon spüre man derzeit nichts, kritisiert Klingel, die ein Beratungsunternehmen hat. Ziel dieses Unternehmens ist laut Internetseite die "Vertiefung der Geschäftsbeziehungen zwischen Deutschland und der arabischen Region". Ob ihr die führende Funktion in einer Partei, in der es islamfeindliche Tendenzen und Annäherungen an Pegida gibt, beruflich geschadet hat, lässt Klingel offen.Jauch-Sendung als Auslöser?


Auch ob der Auftritt des AfD-Bundesvize Alexander Gauland am Sonntag in der ARD-Talkshow Günther Jauch quasi Auslöser für ihren Austritt gewesen sei. Gauland, der dort die Absage der Pegida-Demonstration am Montag in Dresden als Beginn der Islamisierung bezeichnet hat und die islamfeindliche Bewegung als "natürlichen Verbündeten" sieht, will die AfD im rechten Parteienspektrum etablieren. "Wir haben eben so welche", sagt Klingel nur - ohne den Namen des Parteivize zu nennen.
Immer wieder betont sie, dass es innerhalb der rheinland-pfälzischen AfD kaum solche Strömungen gebe. "Hier gibt es auch keine Pegida."
Daher sei ihr Austritt klar gegen die Bundespartei gerichtet, sagt Klingel. Um eine Debatte anzustoßen, sagt sie. Doch die Debatte und das bundesweite Echo, das ihr Parteiaustritt verursacht hat, habe sie dann doch überrascht. Sie habe doch nichts anderes gemacht, "wie zig andere auch".
Ihm sei nicht bekannt, dass die 40 Parteiaustritte der vergangenen Wochen mit der Diskussion über Pegida zusammenhingen, sagt AfD-Landeschef Uwe Zimmermann. Die hätten eher wegen des Führungsgerangels im Bundesvorstand ihr Parteibuch abgegeben, vermutet der Saarburger. Eine gewisse Fluktuation sei eben immer da. Der Austritt Klingels habe ihn überrascht, er bedauere den Schritt. Die Vorwürfe seiner bisherigen Vorstandskollegion könne er nicht nachvollziehen. Es gebe keine Zusammenarbeit mit Pegida, macht der 55-jährige Maschinenbauprofessor klar. Dabei gibt es auch hier einige Parteimitglieder, die mit der islamfeindlichen Bewegung liebäugeln. Kürzlich erst hat die Trierer AfD "erhebliche Schnittmengen zwischen den Forderungen Pegidas und unseren" ausgemacht.
Doch Zimmermann will lieber nach vorn schauen. Auf die Landtagswahl 2016. Im Hinblick darauf sei der Austritt Klingels zwar eine "kleine Störung", schade aber der Partei nicht.

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