Umwelt Grundwasser wird im Land knapper und es drohen Konflikte

Mainz/Trier · Wasserknappheit – das gibt es doch nur im Urlaub! In Spanien oder in Italien. Aber doch nicht hier, im regenreichen Rheinland-Pfalz, oder? Weit gefehlt. Nicht nur für Wasserversorger, sondern auch für Privatleute oder Landwirte gab es  bei den „Mainzer Umwelttagen“ am Mittwoch beunruhigende Nachrichten.

Die von mehr als 200 Zuhörern verfolgte Online-Veranstaltung des Landesamts für Umwelt, zeigte nicht nur, dass Grundwasser auch hier knapp wird, sondern dass diese Knappheit in Zukunft zu Konflikten führen könnte. Denn alle brauchen mehr Wasser: Die Pflanzen, die immer länger wachsen, die Landwirte, die immer öfter mit Dürren zu kämpfen haben, Kommunen, die ihre Parks bewässern, Bürger, die ihre neuen Pools befüllen... Doch gibt es von dem wertvollen Rohstoff immer weniger.

Umweltministerin Anne Spiegel nennt es in einer Videobotschaft  alarmierend, wie stark die Pegel sinken: Im Schnitt der vergangenen 18 Jahre sei die Grundwasserneubildung um ein Viertel zurückgegangen. Ursache ist der Klimawandel, von dem Rheinland-Pfalz stärker betroffen ist als andere Regionen. Ulrich Matthes, Leiter des Kompetenzzentrums für Klimawandelfolgen, betont, dass die Jahresmittel-Temperatur seit 1881 bereits um 1,6 Grad gestiegen sei. Von 8,1 auf 9,7 Grad. Das klingt nach wenig, doch die Auswirkungen sind weitreichend.

So hat sich der Winter in Rheinland-Pfalz um knapp drei Wochen verkürzt. „Die Vegetation legt immer früher los“, sagt Matthes. Und sobald die Pflanzen wachsen, verbrauchen sie Wasser, das dann nicht zu Grundwasser werden kann. Gleichzeitig hat die Zahl der Tage, an denen Böden zu trocken sind, stark zugenommen. So war der Boden im Schnitt der Jahre von 1951 bis 1980 im Moseltal an 90 Tagen zu trocken. Inzwischen sind daraus 103 Tage geworden. Klimawandelforscher sagen zwar vorher, dass im Winter künftig mehr Regen fällt. Die Realität der vergangenen Jahre ist jedoch eine andere. So betont Jochen Kampf vom Landesamt für Umwelt, dass seit 2003 im Winter deutlich weniger Regen gefallen sei – acht Prozent weniger als zwischen 1951 und 2002.

Zudem kommt Niederschlag immer häufiger als Starkregen runter, der nicht versickert, sondern abfließt. Und dann wäre da noch die höhere Lufttemperatur, die dazu führt, dass mehr Wasser verdunstet.

Kampf rechnet vor, dass so summa summarum 25 Prozent weniger Grundwasser neu gebildet werde. Millionen Kubikmeter, die jährlich jetzt schon fehlen. Besonders groß sei der Rückgang „in den besten Gebieten“: in der Trier-Bitburger Mulde, dem Saargau oder dem Pfälzer Wald. Mit dem Klimawandel dürfte sich die Situation noch verschärfen. „Wir müssen uns dauerhaft mit diesen Verhältnissen anfreunden“, sagt Kampf.

Das Problem dabei: Gleichzeitig steigt der Bedarf in den Haushalten und auch in der Landwirtschaft.

Erwin Manz vom Umweltministerium bezeichnet die Wasserversorgung gar als gefährdet. Was also tun? Manz präsentiert ein Paket unterschiedlichster Maßnahmen. So gelte es, neue Gewinnungsgebiete zu finden. Wasserrechte sollen nicht mehr an Einzelne vergeben werden. Alte Brunnen sollen für den Notfall betriebsbereit bleiben. Auch Landwirte müssen sich wohl anpassen. Denn laut Ralph Gockel von der Landwirtschaftskammer ist Bewässerung nur bei wenigen hochpreisigen Kulturen wie Gemüse oder Wein wirtschaftlich. Trockenheitsresistente Sorten, neue Fruchtfolgen und Bearbeitungsmethoden werden nötig. Und Wasserversorger müssen Verbünde aufbauen, um Sicherheit zu bieten.

In der Region Trier geschieht dies längst. So wird eine riesige Pipeline Talsperren und Brunnen zwischen der Mosel und der nordrhein-westfälischen Grenze miteinander verbinden. Laut Helfried Welsch von den Stadtwerken Trier sind 80 von 120 Kilometern fertig. 2023 soll das Großprojekt abgeschlossen sein.

Umweltschützer fordern während der Vorträge im Chat aber vor allem zu einem auf: zum Wassersparen.

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