Köpenickiade vor dem Kadi

BITBURG. Köpenickiade vor dem Kadi: Der ehemalige Bitburger Flugplatzgeschäftsführer Stefan Joachim Horn muss sich am Mittwoch vor dem Schöffengericht der Bierstadt verantworten. Der 39-Jährige soll sich den Top-Job mit gefälschten Zeugnissen erschlichen haben. Als der Schwindel aufflog, flog auch der Geschäftsführer.

Ungewohnte Rolle für Roger Graef: Der Bitburg-Prümer Landrat muss am Mittwochmorgen als Zeuge vor Gericht aussagen. Unter anderem von Graef, nebenbei auch Aufsichtsratsvorsitzender der bis dato eher mäßig erfolgreichen Bitburger Flugplatz GmbH, erhofft sich Amtsgerichtsdirektor Werner von Schichau Aufschluss über ein wirklich tolldreistes Stück im Stile des Hauptmanns von Köpenick: Im Juli vergangenen Jahres schmiss der erst kurz zuvor angeheuerte Bitburger Flugplatz-Manager Stefan Joachim Horn Knall auf Fall die Brocken hin - "aus persönlichen Gründen", wie es damals hieß. Die Wahrheit des alles andere als freiwilligen Hopplahopp-Abgangs sickerte es Monate später durch: Der 39-Jährige, das jedenfalls glaubt mittlerweile auch die Staatsanwaltschaft, soll den Flugplatz-Aufsichtsrat nach Strich und Faden belogen haben. In seinen wohl klingenden Bewerbungsunterlagen hatte sich Horn als Volljurist ausgegeben und zum Beweis ein Zeugnis über eine angeblich 1996 in Hamburg bestandene Große Juristische Staatsprüfung beigelegt. Erstunken und erlogen, wie Nachforschungen des rheinland-pfälzischen Landesbetriebs Straßen und Verkehr ergaben, wo sich Horn zwei Jahre zuvor um eine Referatsleiterstelle beworben hatte - allerdings vergeblich. Der Bitburger Flugplatz-Aufsichtsrat dagegen fiel auf den Schwindel rein, bemerkte auch nicht, dass selbst die Zeugnis-Fälschung noch falsch war: Hinter Horns angeblich erreichter Punktzahl 14,30 stand die Note "gut", die in Wirklichkeit aber der Note "sehr gut" entspricht. Ein Fehler, der zumindest einem Juristen sofort hätte auffallen müssen. Mit dem mehr schlecht als recht gefälschten Zeugnis hatte sich Horn offenbar nicht nur in Bitburg beworben. Nach Ermittlungen der Trierer Staatsanwaltschaft bekam auch das Braunschweiger Luftfahrt-Bundesamt die getürkten Unterlagen auf den Tisch - kurz bevor Horn in Bitburg rausflog.Vorschusslorbeeren für einen Schwindler

Dort war der mutmaßliche Schwindler bei seiner Vorstellung noch mit reichlich Vorschusslorbeeren bedacht worden. Aufsichtsratschef Graef sprach seinerzeit von einer "glücklichen Konstellation" und verwies auf Horns angebliches juristisches Staatsexamen, seinen Pilotenschein sowie auf dessen zahlreiche beruflichen Stationen. Ob es sie wirklich gab, wird der morgige Prozess zeigen, in dem die Staatsanwaltschaft Horn Urkundenfälschung und Betrug vorwirft. Der seit dem Rauswurf arbeitslose 39-jährige, der geständig sein soll, wird übrigens von einem prominenten Anwalt vertreten, der in der Region kein Unbekannter ist. Der Kölner Jurist Reinhard Birkenstock verteidigte auch die Eltern der zwischen Juni 1998 und Anfang 1999 auf der Säuglingsstation des Cusanus-Krankenhauses Bernkastel-Kues misshandelten Neugeborenen.

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