Kohl-Festspiele im Großherzogtum

LUXEMBURG. Premiere für den Alt-Bundeskanzler: Seit gestern gibt es erstmals eine Stiftung, die den Namen Helmut Kohls trägt. Bezeichnenderweise nicht in Deutschland, sondern in Luxemburg. Dort ist der 75-jährige Ehrenbürger Europas mehr als ein gern gesehener Gast.

 Echte Freunde: Jean-Claude Juncker und Helmut Kohl.Foto: Martine May

Echte Freunde: Jean-Claude Juncker und Helmut Kohl.Foto: Martine May

Als die Konrad-Adenauer-Stiftung vergangene Woche nach Berlin zum Geburtstagsempfang für den langjährigen CDU-Parteivorsitzenden geladen hatte, waren die Medien anschließend in einem Punkt ausnahmsweise einer Meinung: Der einstige Übervater Helmut Kohl ist endgültig wieder zurückgekehrt in den Schoß seiner Partei. Den hatte der Oggersheimer vorübergehend und nicht ganz freiwillig verlassen - auf dem Höhepunkt der CDU-Spendenaffäre vor fünf Jahren. In Luxemburg war die Spendenaffäre Kohls nie ein Thema, standen stets die Leistungen des überzeugten Europapolitikers im Vordergrund. Ein wenig stolz verweist Ministerpräsident Jean-Claude Juncker gestern darauf, dass das Großherzogtum auch in den Zeiten zu Kohl gestanden hat, als selbst enge Parteifreunde jenseits der Grenze ihn fallen ließen wie eine heiße Kartoffel. "Helmut, wir sind froh, dass du Luxemburg die Treue gehalten hast", sagt Kohls Duz-Freund, "wir haben sie dir auch gehalten." Das Auditorium im noblen Cercle Municipal applaudiert, der Alt-Kanzler nickt sichtlich zufrieden. Kohl-Festspiele im Großherzogtum, auch wenn der 75-Jährige an diesem Tag eigentlich nur Namensgeber ist für eine Stiftung, die künftig Personen oder Gruppen ehrt, die sich um europäische Senioren verdient gemacht haben. Bei der Premiere sind dies der ehemalige belgische Premierminister Wilfried Martens (69) und der einstige schwedische Ministerpräsident Carl Bildt (55). Das Revers der beiden Konservativen schmückt künftig die Auszeichnung der Stiftung, die den etwas gewöhnungsbedürftigen Namen "Ehrennadel in Gold Dr. Helmut Kohl" trägt und von der Europäischen Senioren Union gegründet wurde. Der Alt-Bundeskanzler hat an diesem Nachmittag in Luxemburg ein Heimspiel. Und das schönste Kompliment macht ihm der Präsident der christsozialen Senioren, Nicolas Estgen: "Kohl hat es fertig gebracht, Luxemburg mit Deutschland zu versöhnen. Das war kein leichtes Unterfangen." Ein sichtlich bewegter Alt-Kanzler revanchiert sich: "Nach unseren Schandtaten der Vergangenheit hat es sich immer ausgezeichnet, mit Luxemburg ein gutes Einvernehmen zu haben. Meinen Mitarbeitern habe ich immer gesagt: Hört, was die Luxemburger sagen." Worte, die die Luxemburger nicht so schnell vergessen werden.

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