Kohle für die Energielandschaft

MORBACH/TRIER. Das Thema ist so brisant wie nie. In der Europäischen Union werden derzeit 50 Prozent der Energie importiert. Und dieser Anteil soll noch steigen. Regenerative Energien standen deshalb im Mittelpunkt der rheinland-pfälzischen Auftaktveranstaltung für die Europäischen Biomasse-Tage der Regionen in Morbach (Kreis Bernkastel-Wittlich). Dort wurde der symbolische Startschuss für eine Biogas-Anlage vorgenommen.

In der Biomasse liegt eine wichtige Alternative zum Einsatz von Atomenergie und fossilen Energieträgern. Das machte Umweltministerin Margit Conrad bei der rhein-land-pfälzischen Auftaktveranstaltung der Europäischen Biomasse-Tage der Regionen in Morbach deutlich. Trotz nur marginaler Ölvorkommen sei Deutschland kein rohstoffarmes Land. Gerade Rheinland-Pfalz verfügt nach Angaben der Ministerin über große Potenziale in Sachen Biomasse - vom Holz bis zum Klärschlamm. Neben der Einheitsgemeinde Morbach beteiligten sich allein in Rheinland-Pfalz weitere 35 Veranstalter, darunter in Waldrach, Zerf, Schweich und Trier, an der Aktionswoche. Als Christoph Spurk vor zehn Jahren eine Firma zur Herstellung von Biogas-Anlagen gründen wollte, wurde der heutige Geschäftsführer der Ökobit GmbH und Mitbetreiber der neuen Biogas-Anlage in der Morbacher Energielandschaft (MEL) von möglichen Geldgebern "in die Schublade der Spinner" gesteckt. Das schilderte er rund 250 Gästen in Morbach. Denn er habe die Bedeutung seiner Geschäftsidee mit seiner Auffassung unterstrichen, dass Biogas-Anlagen künftig Kernkraftwerke ersetzen könnten. Im kommenden Jahr ist es laut Spurk nun soweit: Erstmals werde die Energieproduktion derartiger Anlagen die eines Atomkraftwerks übersteigen. Seine Vision für 2020: Aus Biomasse wird so viel Energie produziert wie von neun Kraftwerken. Ob aus der Vision Realität wird? Tatsache ist, dass die Bedeutung regenerativer Energien zunimmt - und die Bedeutung von Modellprojekten wie der MEL. In dem Konversionsprojekt werden 50 Millionen Kilowattstunden Strom produziert, während Industrie, Gewerbe und Haushalte in der Kommune lediglich 40 Millionen verbrauchen, sagte Conrad. Ende Oktober geht in Morbach eine Biogas-Anlage mit einem Investitionsvolumen von 1,8 Millionen Euro ans Netz. Aus Grasschnitt, Getreidepflanzen und Gülle, angeliefert von 15 Landwirten, werden dann Strom und Wärme produziert. Der Strom - 3,8 Millionen Kilowattstunden im Jahr - geht ins Netz, während mit der Wärme - 700 Kilowatt - eine Pelletsanlage gespeist werden soll. Das Modellprojekt stieß und stößt auf enormes Interesse. 3400 Besucher haben bereits an Führungen teilgenommen, darunter Gruppen aus China, Russland und den USA. Am Eingang zur Energielandschaft soll deshalb auch ein Informationszentrum entstehen. Eine Förderung des Landes stand bislang noch aus. Die Umweltministerin überbrachte die Zusicherung ihres Kollegen Hendrik Hering aus dem Wirtschaftsministerium, dass er noch am gleichen Tag einen Bewilligungsbescheid über 150 000 Euro unterzeichnen werde.

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