Kommentar zu Todesfällen in Altenheimen Bei den Heimen hat die Politik versagt

Das Krisenmanagement war lange miserabel. Nun geht es darum, in den Heimen schnell zu impfen.

 Florian Schlecht

Florian Schlecht

Foto: dpa/Frank Molter

Bund und Länder schränkten in der Corona-Pandemie das öffentliche Leben drastisch ein. Das Ziel dahinter? Besonders die hochverwundbaren alten Menschen vor dem Virus zu schützen. Geht es aber um die Altenheime, hat die Politik viel zu spät ihre eigenen Hausaufgaben erledigt und Konzepte erarbeitet, um Heime entscheidend zu sichern und Todesfälle zu verhindern.

Zwar zeigt sich, das auch der so genannte und gelobte „Tübinger Weg“ von Oberbürgermeister Boris Palmer nicht vor Infektionen schützt. Doch der Grünen-Politiker machte sich in seiner Stadt zumindest früher als alle anderen auf den Weg, Heimbewohner testen zu lassen. Andere Länder – wie auch Rheinland-Pfalz – zögerten und testeten zu lange nur dann, wenn es Anlässe gab. Bei Tests diskutierte die Politik zunächst lieber über Reiserückkehrer nach Urlaubsfahrten und nicht darüber,  mehr in Altenheimen zu testen, wo die Menschen leben, für die das Virus am bedrohlichsten ist. Auch das war eine Fehleinschätzung.

Der Tübinger Palmer, der in seine grüne Partei hinein mit seiner Persönlichkeit und politischen Positionen polarisiert, nahm auch Geld in die Hand, um Senioren gesonderte Einkaufszeiten und günstige Taxifahrten zu ermöglichen.

Selbst wenn sich dort nun zeigt, dass Corona auch ein dichtes Schutznetz durchdringt, wenn Pfleger oder Besucher das Virus einschleusen, hat der früh eingeschlagene und lange erfolgreiche Weg wohl die Gesundheit und vielleicht sogar Leben von Menschen gerettet.

Bund und Länder haben dagegen bei ihrer Politik in den Heimen zu lange versagt. Zu hoffen bleibt, dass sich nun Impfkonzepte bewähren und schutzbedürftige Gruppen nicht im Schneckentempo geimpft werden. Das wäre der nächste schlimme Rückschlag.

f.schlecht@volksfreund.de

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