Kommt kein Vogel geflogen… - Was man tun kann, um den Tieren zu helfen

Trier · Der Hälfte der rheinland-pfälzischen Vogelarten geht es gut. Die andere Hälfte ist gefährdet, weil ihr Lebensraum und ihre Futtergründe zerstört werden. Schon mit einfachen Mitteln können Gartenbesitzer den Piepmätzen helfen.

Kommt kein Vogel geflogen… - Was man tun kann, um den Tieren zu helfen
Foto: Fotos: Nabu/Archiv/privat

Das Vogelhäuschen steht im Garten, die Knödel hängen im Baum, das Fernglas liegt bereit - die Show kann beginnen. Mit dem ersten Frost ist auch die Zeit der Hobbyornithologen gekommen, die sich auf möglichst regen Besuch an ihrem Vogelfutter freuen.

Die Amsel wird zweifellos kommen. Mit bis zu 680.000 Paaren im Jahr war sie der neuen roten Liste zufolge zwischen 2007 und 2012 die in Rheinland-Pfalz am häufigsten vorkommende Vogelart. Auch auf die Kohlmeise (bis zu 590.000 Paare/Jahr), den Buchfink (560.000 Paare) oder das Rotkehlchen (360.000 Paare) ist Verlass. Der Hälfte der 175 rheinland-pfälzischen Brutvogelarten geht es so gut, dass man sich um ihren Fortbestand derzeit keine Sorgen machen muss.

Die andere Hälfte hingegen gilt als gefährdet. Viele Arten sind so selten geworden, dass man sich keine allzu großen Hoffnungen machen sollte, sie beim Körnerknuspern beobachten zu können. 27 stuft die rote Liste gar als vom Aussterben bedroht ein (siehe Fotos). Selbst der Haussperling, besser bekannt als Spatz (bis zu 215.000 Paare), zählt inzwischen zu der Kategorie der gefährdeten Arten, da sein Bestand in den vergangenen 25 Jahren stark geschrumpft ist.

Über die Ursachen sind sich die Experten einig. Zwar berichtete der Biologe Hans-Wolfgang Helb (Autor des Buches "Vögel in Rheinland-Pfalz") von Störchen, die aus Afrika mit einem Pfeil im Hals zurückkehren, weil die dortige Bevölkerung ihren Speisezettel gerne um Storch erweitert. Die Hauptursache des Problems sieht er jedoch in der Zerstörung von Lebensräumen. Feldraine werden beseitigt, kleine Streuobstbestände zerstört. "Der großflächige Maisanbau für Biogasanlagen ist für viele Vogelarten ein Todesurteil", sagt Helb, der den Wildwuchs des menschlichen Egoismus anprangert und auf die Mainzer Landesregierung schimpft, die seiner Meinung nach nicht genug gegensteuert.

Umweltministerin Ulrike Höfken hingegen verweist auf landwirtschaftliche Förderprogramme und auf das neue Naturschutzgesetz, das ökologisch wertvolle Flächen wie Streuobstwiesen, Trockenrasen und Weiden besser schützen soll. Der Gesetzesentwurf soll dem Ministerrat im Februar vorgelegt werden.

Allerdings gibt es auch einiges, was Vogelliebhaber selbst tun können, um den Piepmätzen zu helfen. Fred Frenzel aus Eisenach (Eifelkreis Bitburg-Prüm), Naturschutzwart bei den Eifeler Vogelfreunden und Mitglied im Bundesvorstand der deutschen Waldvogelpfleger, rät zu Folgendem: Statt exotischer Ziersträucher sollte man im Garten Gewächse wie Weißdorn, Kornelkirsche, Pfaffenhut, Holunder, Hainbuche oder Schneeball pflanzen, die den Vögeln nicht nur als Brutplatz, sondern auch als Nahrung dienen. Natürlich kann man auch Nistkästen aufhängen: und zwar in zwei bis vier Metern Höhe, Richtung Süd-Südost ausgerichtet. "Nur nicht zur Wetterseite", sagt Frenzel. Er selbst tut den Tieren in seinem Garten einen Gefallen, indem er einen Teil ungemäht lässt. "Die Wildblumen einfach mal wachsen lassen", sagt er. Auch eine Fütterung hält er für sinnvoll.

Damit der Schuss nicht nach hinten losgeht, rät der Naturschutzbund Nabu dazu, dringend auf die Hygiene zu achten: Vogelhäuser sind im Idealfall so gebaut, dass die Tiere nicht im Futter herumlaufen und es mit Kot verschmutzen. Zudem sollten die Körner vor Nässe geschützt sein. Aufgebaut werden sollten die Häuschen dort, wo Katzen sich nicht unbemerkt anschleichen, die Vögel bei einem Sperberangriff aber dennoch schnell in den nächsten Busch fliegen können. Und natürlich dort, wo man sie gut sieht. Haben Hobbyornithologen doch die Hoffnung, vom warmen Wohnzimmer aus möglichst viele gefiederte Gäste zu Gesicht zu bekommen.

27 Arten vom Aussterben bedroht: Hälfte der heimischen Vogelarten in Rheinland-Pfalz akut gefährdet

Extra Das richtige Futter

Sonnenblumenkerne, Hanf, Hirse und andere kleinere Sämereien sind das Richtige für Körnerfresser wie Zeisige, Finken, Spatzen, Goldammer, Dompfaff, Hänfling und Meisen. Weichfutterfresser wie Rotkehlchen, Zaunkönig, Heckenbraunelle, Kleiber, Amsel, Drossel und Spechte hingegen bevorzugen ein Fett-Futter, das sich auch selbst herstellen lässt. Hier ein Rezept der Eifeler Vogelfreunde: Für eine Mischung von ca. 2,5 Kilogramm benötigt man folgende Zutaten: 500 Gramm Weizenkleie, 500 Gramm Haferflocken, 250 Gramm Mohn, 500 Gramm Sonnenblumenkerne, 250 Gramm Haselnüsse gemahlen, 750 Gramm Rindertalg, 250 Gramm Margarine, 250 Gramm Schweineschmalz.
Sämtliches Fett erwärmen, bis es flüssig ist und mit dem Rest verrühren, in Formen (zum Beispiel Joghurtbecher) einfüllen und erkalten lassen. Vorher einen Stab hineinstecken, um später eine Aufhängemöglichkeit zu haben. kah

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