Kommunen wollen keine Schottergärten Wildblumen statt Steinwüsten

Trier · So wollen Städte in der Region private Gartenbesitzer davon überzeugen, mehr für Insekten und Bienen zu tun. Verbote sind derzeit kein Thema. Land fördert Initiativen.

 Pflanzen ragen aus einem Vorgarten mit grauen und schwarzen Kieselsteinen. Auch in der Region sind solche Schotter- und Steingärten umstritten. Verbieten will man sie aber derzeit nicht.                                                                                                    Foto: dpa

Pflanzen ragen aus einem Vorgarten mit grauen und schwarzen Kieselsteinen. Auch in der Region sind solche Schotter- und Steingärten umstritten. Verbieten will man sie aber derzeit nicht.                                                                                                   Foto: dpa

Foto: dpa/Carmen Jaspersen

Als im vergangenen Jahr die neue, erweiterte Jugendherberge in Trier eröffnet worden ist, haben sich einige Trierer gewundert, dass durch den Neubau Grünflächen weggefallen sind. Stattdessen wurde zwischen dem Gästetrakt und Straße eine Schotterfläche geschaffen. Viele sahen darin ein Beispiel für den um sich greifenden Trend, Flächen zu versiegeln und naturunfreundliche Schotter- statt grüne Gärten anzulegen.

Doch das Jugendherbergswerk wehrt sich gegen den Vorwurf: Es handele sich dabei nicht um einen der oft kritisierten Steingärten, stellt Jessica Borrowski, Sprecherin der Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz und im Saarland klar. Die Fläche zwischen Herberge und Straße habe man bewusst brach liegen gelassen und nur provisorisch hergerichtet, da es eine für die Stadt vorgehaltene Fläche zur Verbreiterung der Straße sei. „Sonst hätten wir diese Fläche natürlich ordentlich begrünt hergerichtet.“

Die Diskussion über den schmalen Schotterstreifen an der Trierer Jugendherberge zeigt, wie sensibel mittlerweile viele Menschen auf solche Steinwüsten reagieren. Das zeigt sich auch bei den Rückmeldungen aus den vom TV befragten Kommunen in der Region. „Steingärten entwickeln sich auch in Wittlich zu einem Thema“, sagt Stadtsprecherin Theresia Rodenkirch. Der Trend zu vermeintlich pflegeleichten Gärten mit Kies- und Schotterbeeten führte zu Nachteilen für das Stadtklima und die Artenvielfalt. Es werde aber noch diskutiert, ob in künftigen Bebauungsplänen vorgeschrieben werde, wie Freiflächen zu gestalten seien.

In Bitburg hat sich der Stadtrat im Februar bereits mit dem Thema beschäftigt. Die Verwaltung wurde beauftragt, ein Grünkonzept für die städtischen Flächen zu erarbeiten und festzulegen, welche städtischen Grundstücke sich dafür eignen, Wildblumen einzusäen, sagt Stadtsprecher Werner Krämer. Eine solche 500 Meter lange Wildblumenwiese sei im vergangenen Jahr bereits in der Stadt angelegt worden. Das Land unterstützt solche Initiativen mit der Aktion Grün. Laut Umweltministerium stehen dafür neun Millionen Euro zur Verfügung. Zudem sensibilisiere man Bürger mit verschiedenen Aktionen für insekten- und bienenfreundliche Gärten. Schottergärten sieht das Ministerium kritisch. Da diese zumeist ein Unkrautvlies als Unterlage hätten, seien sie vom Untergrund abgeschottet.“ An derselben Stelle könnten Blühpflanzen stehen, die Insekten und Bienen als wichtige Nahrung und Lebensgrundlage dienten“, sagt eine Ministeriumssprecherin.

In Bitburg hofft man, dass die Bevölkerung durch die Begrünung der städtischen Flächen dazu animiert wird, ihre Vorgärten insektenfreundlich zu gestalten. Auch in Trier setzt man auf die Freiwilligkeit und die Einsicht der privaten Gartenbesitzer. Die Stadt gehe dazu mit gutem Beispiel voran, sagt Sprecher Ernst Mettlach. Das ehemalige Grünflächenamt heißt jetzt Stadtgrün-Amt. Und künftig sollen städtische Grünflächen weniger oft gemäht und dort auch mehr Blumen gesät werden.

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