Kommunikationschef des Bischofs tritt zurück: "Meine Mission ist erfüllt"

Trier · Stephan Wahl, der neben dem Bischof wohl bekannteste Priester des Bistums, gibt Ende des Monats seinen Job als Kommunikationsdirektor auf. "Meine Mission ist erfüllt", sagt der 52-jährige ehemalige Fernsehpfarrer.

 Bald wieder ein ganz normaler katholischer Priester: Monsignore Stephan Wahl, der scheidende Kommunikationschef des Bischofs. TV-Foto: Rolf Seydewitz

Bald wieder ein ganz normaler katholischer Priester: Monsignore Stephan Wahl, der scheidende Kommunikationschef des Bischofs. TV-Foto: Rolf Seydewitz

Trier. Für Insider kam die gestrige Meldung nicht überraschend. Bereits seit Wochen kursierte im Trierer Generalvikariat das Gerücht, dass Bischof Stephan Ackermann sich bald auf die Suche nach einem neuen Kommunikationsdirektor machen könne. Der Grund: Stephan Wahl, seit neun Jahren amtierender oberster bischöflicher Medienmann, wolle sein Amt aufgeben.
Gestern Morgen war es so weit: Zunächst informierte Wahl in einem Trierer Café eine knappe Handvoll Journalisten über den bevorstehenden Rückzug, und erst danach schickte der 52-jährige Priester eine E-Mail an seine Mitarbeiter im Generalvikariat. Zumindest bei Wahls engsten Vertrauten hielt sich die Überraschung in Grenzen. Denn die Entscheidung des langjährigen Fernsehpfarrers, noch einmal etwas anderes zu machen, stand schon länger fest. "Ich habe den Bischof vor der Heilig-Rock-Wallfahrt über meine Absicht informiert", sagt Wahl, der natürlich weiß, was einige als Grund für seinen Rücktritt vermuten werden: seine teilweise deutliche Kritik an der Amtskirche.
Erst vor zwei Wochen hatte sich Wahl in einem TV-Interview hinter die "Freiburger Erklärung" gestellt, in der über 200 katholische Priester und Diakone fordern, wiederverheiratete Geschiedene zu den Sakramenten zuzulassen.
"Es ist für mich als Katholik und Priester unerträglich, dass nach geltendem Recht ein etwa wegen Missbrauchs straffällig gewordener Priester leichter Sakramente spenden kann als ein Geschiedener Sakramente empfangen kann", so lautete eines der Argumente Wahls.
Zwar schränkte der 52-Jährige ein, dass es sich dabei um seine persönliche Meinung handele. Aber die hat natürlich bei einem langjährigen Wort-zum-Sonntag-Sprecher ein anderes Gewicht als bei einem Dorfpfarrer aus der Eifel.
Das weiß natürlich auch der mit dem päpstlichen Ehrentitel Monsignore ausgezeichnete Stephan Wahl, der als Domvikar auch dem einflussreichen Domkapitel angehört, das den Bischof wählt. Es war Ackermann-Vorgänger Reinhard Marx, der den in der Rundfunk- und Fernseharbeit erfahrenen Priester 2003 in die Bistumsleitung berief. Auch Stephan Ackermann hielt an dem gebürtigen Rheinländer fest. "Ich komme mit beiden Bischöfen gut klar", sagt Stephan Wahl, "musste mich nie verbiegen, auch wenn die Meinungen manchmal unterschiedlich waren."
Da mag der 52-Jährige auch an sein vorletztes Wort zum Sonntag im Februar vergangenen Jahres gedacht haben, als er sich für eine Abschaffung des Pflicht-Zölibats und für mehr Toleranz gegenüber Wiederverheirateten und Schwulen ausgesprochen hatte. Die Sendung sorgte für reichlich Schlagzeilen und auch für Verschwörungstheorien, als Wahl einige Monate später vom Bildschirm verschwand. Dabei gehörte er zwölf Jahre der Sprecherriege an - und damit deutlich länger als die meisten seiner Kollegen.
Ein Job auf Zeit, sagt Stephan Wahl, genau wie der des bischöflichen Kommunikationsdirektors. "Ich bin schließlich als Priester geweiht, nicht als Direktor. Es hat mir Freude gemacht, aber jetzt freue ich mich auch darauf, wieder drei Schritte zurückzugehen."
Seine Aufgabe als Kommunikationschef des Generalvikariats sieht Stephan Wahl nach eigenen Angaben erfüllt. Zuletzt implementierte er mit Ernst Mettlach einen Multimedia-Redakteur - als erstes Bistum bundesweit. "Kirche hat da zu sein, wo die Menschen sind", ist Wahls Devise.
Er selbst will jetzt erst einmal ein halbes Jahr Auszeit nehmen "und irgendetwas ganz anderes machen". Danach zieht es Stephan Wahl wieder in die Seelsorge - zumindest halbtags. Und die übrige Zeit? "Ein neues Buch schreiben", sagt er, "vielleicht neue Hörfunk-, Fernseh- oder Internetprojekte."
Ob der 52-Jährige seine Wohnung in Trier behält, ist noch offen. "Aber ich bleibe wahrscheinlich dem Bistum erhalten."Extra

Der Katholikenrat im Bistum Trier macht sich für mehr Rechte für Wiederverheiratete in der katholischen Kirche stark. "Die Betroffenen dürfen insbesondere nicht mehr länger von den Sakramenten, aber auch von kirchlichen Arbeitsstellen und von Diensten in den Pfarrgemeinden ausgeschlossen sein", heißt es in einer Stellungnahme des Katholikenrats am Dienstag. Das Thema müsse schnellstens angegangen werden. Alle Initiativen in diese Richtung würden vom Katholikenrat ausdrücklich begrüßt. Der Rat ist das höchste Laiengremium im Bistum Trier. Im Juni hatten knapp 200 Priester und Diakone in der "Freiburger Erklärung" mehr Rechte für Katholiken in zweiter Ehe gefordert. Dazu gehört etwa, dass wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion zugelassen werden. Dies ist laut Kirchenrecht verboten, weil die Ehe nach katholischem Verständnis unauflöslich ist. Zu der jüngst von Triers Bischof Stephan Ackermann ausgerufenen Diözesansynode erklärte der Rat: "Wir hoffen, dass sich bereits in der Zusammensetzung der Vorbereitungsgruppe die unterschiedlichen Facetten der kirchlichen Wirklichkeit im 21. Jahrhundert widerspiegeln." sey

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