Selbstversorger-Kolumne „Ach du meine Gurke!“ Ich fermentiere jetzt alles, was sich nicht wehrt

Trier · In ihrer Kolumne „Ach du meine Gurke!“ berichtet Katharina de Mos über ihre Erfahrungen im Selbstversorgergarten. Heute: Ab sofort blubbert es in der Küche.

Konservieren von Gemüse: Fermentieren ist einfach und gesund
Foto: TV/Katharina de Mos

Wenn uns etwas wirklich fremd ist, kann dies bekanntermaßen zwei starke Gefühle auslösen: Faszination, weil das Fremde ja so schön exotisch ist – oder auch einfach Angst. Das Sauerkraut mit Chili und Knoblauch, das mein Mann letztes Jahr aus unserer Ernte fabriziert hatte, machte mir definitiv Angst. Da stand es plötzlich in meiner Küche, und blubberte krass nach Kohl riechend vor sich hin. Wochenlang beobachte ich skeptisch wie Blasen aufstiegen und Saft schmatzend aus dem Glas austrat, weil irgendwelche Bakterien das gute Gemüse für uns vorverdauten, und als mein Mann es mir dann zum Essen vorsetzte, wollte ich eigentlich nicht.

Er aß, überlebte und sah sogar sehr zufrieden aus. Also schob ich mir aus Höflichkeit auch eine Gabel in den Mund. Qietschknackfizzbisshuiuiuiui – was ne Geschmacksexplosion. Bis dahin hatte ich nur totgekochtes Sauerkraut gekannt, ohne das ich bestens leben kann. Was für ein Unterschied! Es knackt und quietscht als wäre es noch frisch, schmeckt mildsauer und würzig und ist dabei noch irre gesund. Am Ende fand ich es so lecker, dass ich mir mein sonntägliches Ei-Schweinerei-Frühstücksbrot nicht mehr ohne Sauerkraut vorstellen konnte. Und das will was heißen. Als ich dann auch noch feststellte, dass das Kraut sich im Kühlschrank monatelang ohne Geschmackseinbußen hält, wich die Angst endgültig der Faszination.

In den vergangenen Tagen habe ich mir ein ganzes Buch zur Fermentation reingepfiffen – Magic Fermantation von Marcel Kruse und Geru Pulsinger – die sehr anschaulich beschreiben, was die Milchsäurebakterien da im Glas so treiben, einem verständlich die gar nicht komplizierten Grundlagen der uralten Konservierungstechnik beibringen und schon beim ersten Rezept zum Experimentieren aufrufen. Das gefällt mir. Und so blubbert in unserer Küche nun endlich wieder Sauerkraut. Eins ganz klassisch mit Lorbeer und Kümmel, eins mit Chili und Koriander.

Noch viel gespannter bin ich aber auf das, was nun bei 16-18 Grad im Keller reift und hoffentlich nicht explodiert: Mein erstes Kimchi. Unsere fischfreie Variante des koreanischen Nationalgerichts besteht aus China-Kohl, Rettich, Möhren, Birnen, Ingwer, Kurkuma, Sojasauce, sehr viel Knoblauch und sehr viel Chili-Pulver. Bei der Herstellung kann man, wie ich, sehr viel falsch machen: Die mit roter Paste marinierten Kohlviertel falschrum in viel zu kleine Gläser stopfen, alles unter Riesenrumgespritze wieder rausnehmen müssen, in ein großes Glas umfüllen und zu spät feststellen, dass man dieses nur zu drei Vierteln füllen sollte, weil Kimchi offenbar zu explosiver Gärung neigt. Was ne Sauerei! Aber gut, mein allererstes Spiegelei war ja bestimmt auch nicht perfekt.

Apropos… Kimchi mit Ei-Schweinerei. Ob das schmeckt? In ein paar Wochen werde ich es wissen. Jetzt gehe ich erstmal in die Küche und fermentiere alles, was sich nicht wehrt. Wenn das klappt, dann wandert ein Teil der Ernte 2023 ins Glas und nicht in die Tiefkühltruhe. Fortsetzung folgt …

In der Kolumne „Ach du meine Gurke!“ berichtet unsere Autorin Katharina de Mos wöchentlich über ihre Erfahrungen mit Krumpern, Kompost oder Kürbissen. Wer nachlesen will, findet sämtliche Kolumnen unter www.volksfreund.de/sauwerleben Anmerkungen, Tipps oder Themen einfach mailen an k.demos@volksfreund.de

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