Kranke Bäume

Zwei Drittel aller Bäume im Land sind krank. Besonders zu schaffen macht ihnen der Klimawandel. Extreme Temperaturen, Trockenheit und Orkane wie Kyrill 2007 oder Emma 2008 setzen den Wäldern zu.

Mainz. Rund 11 000 Bäume sind in Rheinland-Pfalz untersucht worden, zum ersten Mal seit 2004 wieder in einer Vollerhebung. Die Ergebnisse sind im "Waldzustandsbericht 2008" zusammengefasst, den Umwelt- und Forstministerin Margit Conrad (SPD) am Montag in Mainz vorgestellt hat. Ihre wichtigste Erkenntnis: "Die Situation ist stabil und nicht dramatisch. Es gibt aber nach wie vor Grund zur Besorgnis."

Im Land gibt es rund 800 000 Hektar Wald, das sind 40 Prozent der Gesamtfläche. Insgesamt sind 31 Prozent (2007: 28 Prozent) aller Bäume deutlich und 40 Prozent (2007: 41 Prozent) schwach geschädigt. Nur 29 Prozent (2007: 31 Prozent) sind komplett gesund. Die Beschädigungen bestehen zum Beispiel aus Blätter- oder Nadelfraß durch Insekten oder Mehltau-Befall. Während sich bei einigen Baumarten wie Fichte, Esche oder Ahorn der positive Trend des Vorjahres bestätigt hat und die Zahl der deutlichen Schäden leicht rückläufig ist, zeigt sich bei Buchen und vor allem bei Eichen ein anderes Bild. 60 Prozent der Eichen weisen deutliche, 32 Prozent schwache Schäden auf, nur acht Prozent sind gesund.

Regional betrachtet, gibt es in den eher heißen und trockenen Gebieten - etwa im Mosel-Tal - eine höhere Schädigungsdichte als in kühlen und feuchten Landstrichen wie Eifel und Hunsrück. So sind an der Mosel 37 Prozent der Bäume betroffen, im Hunsrück nur 29 Prozent. "Bäume haben ein Gedächtnis", erklärt Joachim Block von der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft. Sie seien bei zu hohen Temperaturen nicht wie gewohnt in der Lage, Nährstoffe zu speichern.

Der Hitzesommer 2003 wirkt stark nach



Der Klimawandel spielt dabei eine besondere Rolle. In diesem Jahr sei es besonders im Mai (plus vier Grad Celsius) und im Juni deutlich zu warm gewesen. "Der Waldzustand muss über einen längerfristigen Zeitraum betrachtet werden. Extreme Ereignisse wie der Hitzesommer 2003 wirken mehrere Jahre nach", berichtet Ministerin Conrad.

Positive Erkenntnisse gibt es mit Blick auf den Zustand der Waldböden, der sich verbessert hat. Die Bodenversauerung und Nährstoffverluste seien reduziert worden. Das Land habe mit der EU und dem Bund seit 1983 etwa 60 Millionen Euro in eine Bodenschutzkalkung investiert, sagt die Ministerin.

Die naturnahe Bewirtschaftung der Wälder als wichtiger Beitrag zum Klimaschutz soll fortgeführt werden. Das Land setzt auf stabile und laubholzreiche Mischwälder, weil sie sich auf natürlichem Wege verjüngen und jeder Stamm einzeln genutzt werden kann.

HINTERGRUND

Der Holzwirtschaft steht perspektivisch ein Umbruch bevor. Noch stellt die Fichte mit rund 27 Prozent die am meisten verbreitete Baumart im Land, gefolgt von Buche und Eiche. Sie ist bei Zimmereien und Schreinereien beliebt, weil sie relativ schnell und gerade wächst und gut zu verarbeiten ist. Die Fichte leidet jedoch stärker als andere Gattungen zum Beispiel unter Sturmschäden. Deshalb setzt man mittlerweile verstärkt auf das Pflanzen von Douglasien.(fcg)

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