Krankenkasse wittert schlechte Beratung beim Zahnersatz – Verbraucherzentrale gibt Tipps

Konz/Mainz · Geht es um den Zahnersatz, greifen die Rheinland-Pfälzer deutlich tiefer in die Tasche als in anderen Teilen des Landes. Freiwillig. Doch eine Krankenkasse kritisiert, dass Patienten nicht ausreichend beraten werden.

Die 45-jährige Frau aus Konz will ihren Namen nicht lesen. Im Gespräch mit dem TV sagt sie aber, dass sie mit einem Zahnersatz schmerzhafte Erfahrungen gemacht habe. Besonders in finanzieller Hinsicht. Zwei Kronen und zwei Teilkronen habe sie sich machen lassen müssen - und dafür fast 3000 Euro berappt. So viel wie für manchen Gebrauchtwagen. "Da kommt schon einiges zusammen", stöhnt sie.

Mit dem Problem steht sie nicht alleine da. Fast jeder zweite Deutsche (52 Prozent) braucht heutzutage einen Zahnersatz. Das zeigt eine Umfrage im Auftrag der privaten Krankenversicherungen (PKV). Seit 2005 zahlen die Patienten einen erheblichen Anteil der Behandlungen, weil die gesetzlichen Krankenkassen laut Verbraucherzentrale in der Regel nur noch die Hälfte der Kosten übernehmen.

Dies gelte aber nur für die Regelversorgung, zu der die Vollkrone aus Metall zähle, sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Krankenkasse Barmer. Wolle jemand hochwertigeren Zahnersatz, müsse er entsprechend mehr zahlen. Und die meisten Patienten in Rheinland-Pfalz entscheiden sich offenbar für teurere Lösungen. Das zeigt der Zahnreport der Barmer, nach dem rheinland-pfälzische Versicherte überdurchschnittlich viel für ihren Zahnersatz zahlen.

962 Euro steuert jeder Patient durchschnittlich aus eigener Tasche bei. Eine höhere Summe als auf Bundesebene (904 Euro) und erst recht in Sachsen-Anhalt (628 Euro). Kleis behauptet, dass die zahnärztliche Vergütung von der Wahl der Versorgung abhänge. Und stellt so in Frage, ob Ärzte richtig aufklären.

Helmut Stein widerspricht da. Er ist Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung in Rheinland-Pfalz (KZV). "Wir wissen, dass nur der zufriedene Patient wiederkommt", sagt er und spricht von einer gewissenhaften Aufklärung in den Praxen. Stein sagt, dass Patienten mehr Wert auf Ästhetik legten. Tipps gibt auch die rheinland-pfälzische Verbraucherzentrale. Diese rät bei teuren Eingriffen, mindestens ein zweites Gutachten erstellen zu lassen. Heil- und Kostenpläne, die der Zahnarzt erstellt, sollten Patienten gründlich prüfen. Der Kassenanteil könne außerdem steigen. Sinnvoll sei es, ein Bonusheft zu führen, das jährliche Kontrollen beim Zahnarzt belegt. Und auch Geringverdiener könnten mit Hilfe rechnen.

Die Kosten bescheren besonders privaten Zusatzversicherungen einen Boom. 15 Millionen Menschen haben 2015 eine solche abgeschlossen - zehn Jahre zuvor waren es noch 7,8 Millionen, heißt es vom PKV-Verband. Julika Unger von der Verbraucherzentrale hält die Versicherung in einigen Fällen für sinnvoll, aber nicht zwingend. "Wer jung ist und gesunde Zähne hat, zahlt weniger als ältere Menschen, die eher eine Behandlung brauchen. Dafür besteht die Gefahr, dass sie über einen langen Zeitraum Beiträge beisteuern - und die Versicherung nie in Anspruch nehmen müssen."

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