Krankenkassen: Künftig müssen Versicherte jedes Jahr mehr zahlen

Trier · Die meisten Versicherten bei gesetzlichen Krankenkassen müssen im nächsten Jahr mehr zahlen. Viele Kassen erhöhen ihre Beiträge, einige sehr deutlich. Sie begründen das mit gestiegenen Ausgaben für Krankenhausbehandlungen und teure Medikamente.

14,6 Prozent beträgt der einheitliche Beitragssatz für die gesetzlichen Krankenkassen. Die Hälfte davon, 7,3 Prozent, wird von den Arbeitgebern bezahlt, die andere von den Arbeitnehmern. Doch die Kassen kommen mit diesem vom Gesetzgeber vorgegebenen Beitrag nicht aus. Sie verlangen einen einkommensabhängigen Zusatzbeitrag - den nur die Versicherten bezahlen müssen. Bereits Anfang dieses Jahres haben viele Krankenkassen erstmals einen solchen Zusatzbeitrag erhoben, im Schnitt verlangen sie 0,9 Prozent zusätzlich.

2016 steigen bei fast allen Kassen die Zusatzbeiträge nochmals. So klettert der Beitragssatz bei der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland von derzeit 15,5 auf 15,7 Prozent. Die Techniker Krankenkasse erhöht von 15,4 auf 15,6 Prozent. Die IKK Südwest bleibt bei 15,8 Prozent. Die Kasse hatte bereits zu Jahresanfang deutlich um 1,2 Prozent erhöht. Die Kassen Barmer GEK und DAK werden vermutlich heute höhere Zusatzbeiträge bekannt geben.

Bei einem Bruttoeinkommen von 3000 Euro macht eine Erhöhung des Beitrags um 0,2 Prozent sechs Euro mehr im Monat aus, die die Versicherten zahlen müssen. Das Geld wird den Arbeitnehmern direkt vom Lohn eingezogen.

Martin Schneider, Chef des Ersatzkassenverbandes Rheinland-Pfalz, geht davon aus, dass der allein von den Versicherten zu tragende Zusatzbeitrag jedes Jahr um 0,2 Prozent steigen wird. Bis 2020 läge dann der durchschnittliche Zusatzbeitrag bereits bei 1,9 Prozent. Schneider, der ebenso wie Jörg Loth, Chef der IKK Südwest, fordert, dass künftig nicht mehr einseitig die Versicherten, sondern im gleichen Maße auch die Arbeitgeber belastet werden sollten.

Als Grund für die ständig höheren Beiträge nennen beide steigende Ausgaben. Zum einen durch höhere Kosten für Krankenhausbehandlungen, etwa durch immer älter werdende Patienten. Und zum anderen durch teurere Medikamente, etwa zur Krebsbehandlung, die die Kassen bezahlen müssten.

Der Sozialverband VdK warnt vor einer weiteren Erhöhung der Beiträge. Vor allem Menschen mit kleineren Einkommen und Rentner würden dadurch stark belastet. Erhöht eine Kasse den Beitrag, haben Versicherte das Recht, zu einer anderen zu wechseln. Verbraucherschützer warnen jedoch davor, voreilig zu einer vermeintlich billigeren Krankenversicherung zu wechseln, die womöglich bestimmte Leistungen nicht übernehme.Mehr zum Thema

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