Krebserkrankungen Grund für jeden vierten Todesfall

Trier · 26 Rheinland-Pfälzer starben 2015, weil sie Opfer einer Gewalttat wurden. Mehr als 700 verloren ihr Leben, weil sie unglücklich stürzten. Mehr als 11.000 erlagen einem Krebsleiden. Beim Blick auf die Todesursachen zeigen sich auch einige regionale Unterschiede.

Kaum etwas könnte unerfreulicher sein, als sich mit dem Tod zu beschäftigen. Dabei ist er - gerade in einer alternden Gesellschaft - fester Bestandteil des Lebens. Oder wie der Trierer Medizinaldirektor Dr. Harald Michels, Leiter des Trierer Gesundheitsamts, sagt: "Es ist halt normal, dass Menschen in höherem Lebensalter sterben". Dies erklärt aus seiner Sicht auch, warum 2015 so viele Rheinland-Pfälzer ihr Leben verloren: 46 777, fast sechs Prozent mehr als im Jahr zuvor (44 307). Wie das Statistische Landesamt in Bad Ems mitteilt, ist dies die bisher höchste registrierte Zahl an Sterbefällen. Ein Anlass, sich mal etwas genauer anzusehen, woran die vielen Menschen starben:

Herz-Kreislauf-Erkrankungen (18 690) waren mit einem Anteil von 40 Prozent die mit Abstand häufigste Todesursache. Der Grund dafür ist, dass dieser Begriff eine Vielzahl von Problemen umfasst, die bei alten Menschen gehäuft auftreten: Dazu zählen Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzschwäche, Thrombosen oder Arterienverkalkung. Das mittlere Sterbealter der Betroffenen lag bei 82 Jahren. Es zeigen sich allerdings relativ große regionale Unterschiede. So starben in Trier "nur" 36 von 1000 Einwohnern an Herz- oder Kreislaufkrankheiten. In den umliegenden Landkreisen waren es deutlich mehr: im Eifelkreis Bitburg-Prüm und dem Kreis Trier-Saarburg je 45 von 1000 Einwohnern, im Kreis Bernkastel-Wittlich 50 und in der Vulkaneifel 53 von 1000 Bürgern.

Dies könnte daran liegen, dass in Trier deutlich weniger Alte leben. So ist der Altersquotient, den das Landesamt für die Römerstadt berechnet hat, der viertniedrigste im Land. Auf 100 Trierer im Alter von 20 bis unter 65 Jahren kommen demnach nur 27 Senioren, die das 65. Lebensjahr überschritten haben. In den umliegenden Kreisen sind es mehr als 30.

Rund ein Viertel aller Sterbefälle (11 172) ist auf Krebserkrankungen zurückzuführen. Im Gegensatz zur Gesamtentwicklung ist gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang um 3,5 Prozent zu verzeichnen. Auf einen langen Zeitraum betrachtet ist die Zahl der tödlichen Krebserkrankungen jedoch in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gestiegen. Michels erklärt dies damit, dass das Immunsystem im Alter - und Menschen werden heute einfach älter als früher - nicht mehr so gut funktioniere, sodass es Krebszellen nicht mehr abwehren könne. Dennoch starben Krebskranke im Schnitt mit 73 Jahren etwa fünf Jahre früher als üblich - das durchschnittliche Sterbealter liegt bei 78 Jahren. Im Kreis Trier-Saarburg starben 2015 "nur" 25 von 1000 Menschen an Krebs. In Trier und den anderen Kreisen der Region erlagen zwischen 31 und 33 von 1000 Einwohnern ihrer Krebserkrankung.

Eine mögliche Erklärung könnte auch in diesem Fall die Altersstruktur sein. Der Kreis Trier-Saarburg ist der drittjüngste Kreis im Land: Laut Statistischem Landesamt kommen dort auf 100 "mittelalte" Menschen zwischen 20 und 65 Jahren 71 Junge unter 20. Zieht dieser Kreis doch gerade junge Familien an, denen Luxemburg oder Trier zum Wohnen zu teuer ist.

Zurück zu den Todesursachen:An Krankheiten des Atmungssystems starben 3298 Menschen (sieben Prozent).Krankheiten des Verdauungssystems führten bei 1978 Menschen zum Tod (vier Prozent).Im Jahr 2015 erlagen zudem 1907 Rheinland-Pfälzer einer Verletzung oder Vergiftung. Zu diesem Personenkreis zählten 533 Menschen, die aus eigenem Entschluss ihrem Leben ein Ende setzten.207 Personen wurden Opfer eines Verkehrsunfalls.Die weitaus meisten tödlichen Unfälle waren allerdings auf einen Sturz zurückzuführen (712). Hiervon waren in erster Linie ältere Menschen betroffen: 70 Prozent der Sturzopfer waren Hochbetagte mit einem Alter von 80 und mehr Jahren.Opfer einer Gewalttat wurden 26 Rheinland-Pfälzer.Die häufigste zum Tode führende Krankheit war die chronische ischämische Herzkrankheit. Es handelt sich hierbei um eine chronische Durchblutungsstörung der Herzkranzgefäße. Fast 4300 Menschen starben daran - durchschnittlich im Alter von 83 Jahren. Ein Herzinfarkt war in mehr als 2500 Fällen die Todesursache (Todesalter: durchschnittlich 76 Jahre). An dritter Stelle der am häufigsten zum Tode führenden Krankheiten stand der Lungenkrebs (2241). Die Erkrankten wurden im Schnitt nur 70 Jahre alt - und starben damit nochmals drei Jahre früher als der Durchschnitt der Krebsopfer.

Besonders viele Lungenkrebsopfer gibt es seit Jahren in Trier zu beklagen. So erlagen 2014 rund 77 von 100 000 Gestorbenen einem Lungenkarzinom. Unter den rheinland-pfälzischen Städten hat Trier damit den Spitzenplatz. Zum Vergleich: In Frankenthal waren es nur 42, in Landau 52, in Mainz 57.

Das liegt allerdings nicht nur an der Tallage Triers oder an den Abgasen des vielen städtischen Verkehrs. Eine Studie, die das Trierer Gesundheitsamt vor einigen Jahren zusammen mit dem Fachbereich IV der Uni Trier durchgeführt hat, zeigte, dass Trierer deutlich mehr rauchen als Menschen in anderen Städten. Die Wissenschaftler führten dies auf die Nähe zu Luxemburg zurück, wo Zigaretten immer noch deutlich günstiger sind als in Deutschland. "Deshalb sind Antiraucherkampagnen und Aufklärung weiter sehr wichtig", sagt Michels. Also: Schluss mit dem Qualmen! Auch sonst kann jeder Einzelne einiges tun, um seine Gesundheit und Lebenserwartung zu verbessern.

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