„Kriegsmaschine“ oder „großer Denker“: Wie der Landtag über die Karl-Marx-Ausstellung 2018 in Trier streitet

Trier/Mainz · Im Jahr 2018 feiert Trier den 200. Geburtstag von Karl Marx mit einer großen Ausstellung. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster hat bereits kritisiert, dass er die Folgen der Marx-Lehren vermisst. Die AfD legte im Mainzer Landtag nun auch nach. Marx habe „zeitlebens an einer Kriegsmaschine“ gebastelt. Andere Parteien reagierten empört.

Dr. Rainer Auts präsentiert das Plakat zur Karl-Marx-Ausstellung 2018. TV-Fotos (2): Michael Schmitz

Dr. Rainer Auts präsentiert das Plakat zur Karl-Marx-Ausstellung 2018. TV-Fotos (2): Michael Schmitz

Foto: (g_kultur

Bei 5,1 Millionen Euro soll das Budget der Karl-Marx-Ausstellung im Jahr 2018 liegen. Mehr als 3,8 Millionen Euro der Summe trägt das Land Rheinland-Pfalz. Der AfD war das Grund genug, die Feier zum 200. Geburtstag des Philosophen am Mittwoch im Mainzer Landtag zu kritisieren. Der Abgeordnete Joachim Paul schimpfte, Marx habe nicht nur philosophiert, sondern "zeitlebens an einer Kriegsmaschine" gebastelt. Er führte Verbrechen und Todesopfer im 20. Jahrhundert in der Sowjetunion maßgeblich auf die Lehren von Marx zurück. "Es gibt eine Kontinuität zwischen Marx und den Verbrechen, die dort geschehen sind." Auch Opfer müssten berücksichtigt werden. Der Trierer AfD-Abgeordnete Michael Frisch sagte: "Trier eignet sich nicht zum Wallfahrtsort einer undifferenzierten und selektiven Marxverehrung."

Der Trierer SPD-Abgeordnete Sven Teuber widersprach heftig. Er warf der AfD vor, dass es ihr um ein "Wadenbeißen gegen rote Socken" ginge, nicht um inhaltliche Beiträge. Paul verfälsche die Geschichte. Die Ausstellung bringe Licht in das Wirken von Marx und werde eine kritische Auseinandersetzung schaffen. "Ich vertraue in diesem Punkt voll auf die Wissenschaftler, die an der Ausstellung beteiligt sind." Marx sei einer der bedeutendsten Trierer gewesen. Die Region werde von der Ausstellung profitieren.

Auch Wissenschaftsstaatssekretär Salvatore Barbaro (SPD) wies die Vorwürfe an der Schau zurück. Die Ausstellung wolle Marx weder bejubeln noch verdammen. Die Theorien des Philosophen seien immer vor dem Hintergrund der damaligen Zeit zu bewerten. Auch die anderen Parteien stellten sich gegen die Vorwürfe der AfD. Die FDP-Abgeordnete Helga Lerch sagte: "Karl Marx würde sich im Grab umdrehen, wenn er hören könnte, was die AfD aus seinen Lehren macht." Der CDU-Abgeordnete Gerd Schreiner nannte Marx einen der "wichtigsten europäischen Denker". Die Ausstellung sei ein Anlass, sich kritisch mit dem Werk von Karl Marx auseinanderzusetzen und ein "Stück deutsche Geschichte" zu verstehen. Damit äußerte er sich weniger direkt als der Trierer CDU-Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster, dem es beim Ausstellungskonzept an allem fehle, was aus Marx‘ Lehren geworden sei. Im Namen des Marxismus seien schlimmste Verbrechen geschehen, unzählige Menschen seien unter Berufung auf seine Lehren verfolgt, misshandelt und ermordet worden. Zudem müsse man mit Blick auf totalitäre Tendenzen in China auch fragen, welche repressiven Wirkungen der Marxismus noch heute entfalte, sagte Kaster.

Mit diesen Aussagen kam die Debatte um das Konzept zur Marx-Ausstellung auf.

Das Landesmuseum richtet bei der Ausstellung den Blick auf das Werk von Karl Marx, das Städtische Museum Simeonstift befasst sich mit dem Leben des weltbekannten Trierers. Dr. Rainer Auts, Geschäftsführer der Karl Marx 2018 Ausstellungsgesellschaft, hatte bei der Präsentation die Wirkungsgeschichte von Karl Marx ausgeklammert. Für dieses Thema sei auf den rund 1500 Quadratmetern Ausstellungsfläche in den beiden Trierer Museen kein Platz mehr. Die Kritik von Kaster wies er zurück. "Die Ausstellung wird Kritisches keineswegs aussparen." Er verwies darauf, dass auch das Karl-Marx-Haus einbezogen sei, in dem die Wirkungsgeschichte der Marx-Theorien behandelt wird.

Vom 5. Mai bis 21. Oktober 2018 sollen Leben und Werk des revolutionären Denkers im Mittelpunkt in Trier stehen. Marx, einer der geistigen Väter des Kommunismus, wurde am 5. Mai 1818 in Trier geboren. Er verbrachte die ersten 17 Jahres seines Lebens dort.

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