Kriminalität in der Region: Die Gewaltbereitschaft ist gestiegen

Trier · Die Zahl der Straftaten sinkt, insbesondere jene der Morde und Sexualverbrechen, die Aufklärungsquote ist hoch - und doch sind die aktuellen Zahlen aus der Kriminalitätsstatistik des Polizeipräsidiums kein Grund zum Jubeln: Denn offenbar sind immer mehr Menschen bereit, Gewalt anzuwenden.

Trier. "Rheinland-Pfalz gehört zu den sichersten Ländern in Deutschland", sagt Innenminister Roger Lewentz (SPD). "Die Region Trier ist die sicherste in Rheinland-Pfalz", sagt Polizeipräsident Lothar Schömann. Kurz: Sicherer geht's ja kaum! Paradiesische Zustände, könnte man meinen. Doch nein. "Ein Ort der Glückseligkeit ist die Region nicht", betont Schömann. Im statistischen Mittel werden in Trier täglich 31,8 Straftaten verübt.
Dennoch ist das, was der Polizeipräsident über das kriminelle Geschehen des Jahres 2011 mitzuteilen hat, überwiegend positiv. Die Zahl der Straftaten ist um 727 auf 34 603 gesunken, während die Aufklärungsquote mit 65,2 Prozent fünf Prozentpunkte über dem Landesschnitt liegt. Ein Wert, den Schömann mit dem "unermüdlichen Engagement" seiner Leute begründet.
Sorgen bereitet die Entwicklung bei den Gewaltstraftaten und den Diebstählen. "Wir kriegen es hautnah mit, dass die Gewaltbereitschaft gestiegen ist", sagt Schömann. Die Zahl der Rohheitsdelikte wie Raub und Körperverletzungen ist um 3,7 Prozent auf 5187 Fälle gewachsen. Insbesondere jene der leichten Körperverletzungen (2684) ist deutlich größer als im Vorjahr (plus 12,5 Prozent). Ob es sich um eine Trendwende handelt, wissen die Experten noch nicht. Fest steht allerdings, dass es einen engen Zusammenhang zwischen Aggression und Alkoholkonsum gibt: Bei 43 Prozent der Gewaltverbrechen war Alkohol im Spiel. Und von den Menschen, die Polizisten angriffen, waren sogar 80 Prozent betrunken.
Diebstähle waren auch 2011 ein Massenphänomen. 7142-mal nahmen Menschen einfach mit, was sie wollten - 1,6 Prozent mehr Fälle als 2010. Die Zahl der schweren Diebstähle hingegen, bei denen die Täter erst Schlösser knacken oder in Wohnungen einbrechen, ist rückläufig: Sie ist um 375 auf 3766 gesunken. Gar nicht zufrieden ist Schömann mit der Aufklärung der rund 800 Wohnungseinbrüche (bei 320 blieb es beim Versuch): Die Quote liegt bei nur 16 Prozent. Als Sensation bezeichnet er die Tatsache, dass es 2011 keinen einzigen Banküberfall gab - für 2012 sieht das schon jetzt anders aus.
Auffällig sind auch die rückläufigen Fallzahlen bei den schweren Verbrechen: 2011 wurden "nur" acht Straftaten verübt, die den Tod eines Menschen zur Folge hatten oder haben sollten - 23 weniger als im Vorjahr. Die Polizei konnte sie alle aufklären. Auch die Zahl der Sexualverbrechen (407, minus 17 Prozent), der Vermögens- und Fälschungsdelikte (minus 3,5 Prozent) sowie der Rauschgiftdelikte (minus 5,6 Prozent) ist gesunken.
In Zukunft könnte wegen des Sparprogramms der Landesregierung auch die Zahl der Polizisten sinken. Schömann schätzt, dass er etwa 50 Mitarbeiter weniger haben wird. Dass dies zum Grund dafür werden könnte, dass die nächste Statistik weniger gut aussieht, glaubt er jedoch nicht.Extra

Mörder haben in Rheinland-Pfalz so gut wie keine Chance, ungestraft davonzukommen. 21 Fälle gab es landesweit laut Polizeilicher Kriminalstatistik 2011, in neun davon blieb es beim Versuch. Aufgeklärt wurden alle. Insgesamt liegt die Aufklärungsquote im Land bei 60,6 Prozent. Der Rückgang der Straftaten gegenüber 2010 fällt am deutlichsten bei Mord, Totschlag und fahrlässiger Tötung (minus 34,2 Prozent), bei Sexualdelikten (minus 9,2 Prozent) und bei Fällen von Wirtschaftskriminalität (minus 35,4 Prozent) aus. Sorgen bereitet der Anstieg von Einbrüchen (5100 Taten, plus 11,5 Prozent), Körperverletzungen und rechtsextremistischer Delikte, von denen die Polizei 2011 673 registrierte. fcg

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