Krönung einer politischen Karriere

Ingendorf · Nach 21 Jahren ist der Eifelkreis Bitburg-Prüm wieder am Mainzer Kabinettstisch vertreten: Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Ulrike Höfken (55) wird neue rheinland-pfälzische Umwelt- und Landwirtschaftsministerin. Es ist die Krönung ihrer politischen Karriere.

 Ulrike Höfken. Foto: TV-Archiv/Klaus Kimmling

Ulrike Höfken. Foto: TV-Archiv/Klaus Kimmling

Ingendorf. Ulrike Höfken ist Pendeln gewöhnt. Seit es die gebürtige Düsseldorferin vor mehr als zwei Jahrzehnten in die Eifel verschlagen hat, sitzt die studierte Landwirtin eigentlich ständig im Auto, Zug oder ist mit dem Flieger unterwegs.
Höfken war in Brüssel einst Mitarbeiterin des ehemaligen Europaabgeordneten Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf, bevor sie Ende der 80er Jahre den Grünen beitrat und rasch politische Karriere machte: 1990 war die dreifache Mutter bereits Landesvorstandssprecherin der Partei, vier Jahre später zog die damals 39-Jährige erstmals in den Bundestag ein. Zu einer Zeit, als die Grünen noch von vielen eher als Exoten angesehen wurden denn als ernstzunehmende politische Kraft.
Eine Erfahrung, die Ulrike Höfken zuvor auch schon als Mitglied einer Mini-Fraktion im Bitburg-Prümer Kreistag gemacht hat. "Politik ist ein Handwerk, das von der Pike auf gelernt werden muss", hielt die Grüne damals Spöttern entgegen.
Auf der Bonner und später Berliner Bühne machte sich die Diplom-Agraringenieurin aus der Eifel rasch einen Namen als Landwirtschafts- und Verbraucherschutzexpertin, ist seit Jahren (Vize-)Vorsitzende des entsprechenden Fachausschusses. Unter Rot-Grün wurde Ulrike Höfken sogar zeitweise als Staatssekretärin gehandelt. Doch der große politische Karrieresprung blieb der in dem kleinen Ort Ingendorf bei Bitburg lebenden Politikerin damals noch verwehrt. Womöglich der Hauptgrund, warum Ulrike Höfken 2004 für das Europaparlament kandidieren wollte, aber schon bei der Listenaufstellung ihrer Partei den Kürzeren zog.
Politischer Rollenwechsel


Nach dem sensationellen Abschneiden der rheinland-pfälzischen Grünen bei der Landtagswahl fiel Höfkens Name dafür als einer der ersten, als über mögliche grüne Minister im Kabinett von Ministerpräsident Kurt Beck spekuliert wurde. So ist denn die gestern Nachmittag offiziell bekanntgegebene Ernennung Höfkens zur neuen Mainzer Umwelt- und Landwirtschaftsministerin keine wirkliche Überraschung mehr. Für die Eifeler Politikerin ist es die Krönung ihrer politischen Karriere und wohl auch die Erfüllung eines Lebenstraums.
Nur wenige Tage nach ihrem 56. Geburtstag wird Ulrike Höfken in zwei Wochen ihre Ernennungsurkunde bekommen. Nach 17-jähriger Zugehörigkeit zum Deutschen Bundestag heißt der neue Arbeitsort dann Mainz statt Berlin; statt zu opponieren darf Ulrike Höfken künftig mitregieren. Ein Rollenwechsel, der der Politerfahrenen Grünen freilich nicht allzu schwer fallen dürfte. Selbst ihre politischen Gegner schätzen Höfkens Kompetenz. "Sie ist eine pragmatische Politikerin", sagt der Cochemer CDU-Landwirtschaftsstaatssekretär Peter Bleser; sie sei der Aufgabe als Umweltministerin wegen ihrer langjährigen parlamentarischen Erfahrung gewachsen, meint der Dauner FDP-Bundestagsabgeordnete Edmund Geisen. Und selbst der wortgewaltige Eifeler CDU-Mann Michael Billen gibt sich eher handzahm, wenn er nach seiner grünen Duz-Freundin gefragt wird: "Jetzt kann Frau Höfken zeigen, was sie für die Eifel und den Hunsrück auf den Weg bringen kann."
Unabhängig von der Parteizugehörigkeit dürften sich viele aus dem Bitburg-Prümer Raum über die Ernennung Ulrike Höfkens freuen. Vor 21 Jahren wurde die Prümer Ärztin Ursula Hansen (CDU) als Familienministerin unter Carl-Ludwig Wagner abgelöst. Seit dieser Zeit war der Eifelkreis nicht mehr am Mainzer Kabinettstisch vertreten. Das galt lange Zeit auch für den Rest der Region, bis SPD-Gesundheitsministerin Malu Dreyer vor sieben Jahren nach Trier umgezogen ist. Dreyer gehört dem Kabinett auch in Zukunft an.INTERVIEW


Wie fühlen Sie sich als zukünftige Umweltministerin von Rheinland-Pfalz

Höfken: Ich freue mich auf die Aufgabe und sehe sehr viel Handlungsbedarf und Verantwortung. Wie ist Ihre Nominierung abgelaufen?

Höfken: Die endgültige Entscheidung fiel erst am Sonntag. Vorher ging es um Inhalte, Ressortzuschnitte und dann natürlich auch Personen. In zwei Wochen ist Ihre Vereidigung. Und dann?

Höfken: Dann will ich dazu beitragen, dass sich die Umwelt und Landwirtschaft in Rheinland-Pfalz positiv entwickeln. Was wollen Sie als Ministerin auf jeden Fall umsetzen?

Höfken: Die bäuerliche Landwirtschaft stärken, das wird eine schwere Aufgabe. Außerdem werde ich mich für die beschlossene Gentechnikfreiheit des Landes einsetzen. Inwiefern wird die Region Trier von einer Ministerin Höfken profitieren?

Höfken: Wir haben viel ländlichen Raum und viel Umwelt; dafür bin ich zuständig.

Das ganze Interview im O-Ton finden Sie links.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort