Kultur der Förderung

MAINZ. Die frühe Förderung von Kindern will die CDU durch die generelle Einschulung mit fünf Jahren und eine Vorschule unter dem Dach der Grundschule ausbauen. Dort soll in kleineren Lerngruppen statt großem Klassenverband unterrichtet werden.

Eine neue Kultur der Förderung aufbauen, so lautet die Schlussfolgerung der CDU und ihres Parteichefs Christoph Böhr aus Pisa und anderen Schulstudien. Entscheidend ist für die Union dabei die deutliche Verbesserung der Frühförderung, sehen doch Wissenschaftler das Alter zwischen drei und acht Jahren als entscheidend für die geistige Entwicklung des Kindes an. Im Falle eines Regierungswechsels bei der Landtagswahl im März 2006 will Böhr daher unverzüglich Konsequenzen in der Bildungspolitik ziehen: Kinder sollen grundsätzlich mit fünf Jahren eingeschult werden und eine Vorschule mit Ganztagsangebot unter dem Dach der Grundschule besuchen. Mit einer frühen individuellen Förderung in Lerngruppen soll der Nachwuchs dann auf einen gemeinsamen Entwicklungsstand gebracht werden, bevor mit dem Übergang in die dritte Klasse in den Klassenverband gewechselt wird. Die bisher beiden ersten Klassen der Grundschule werden - wie bereits in Modellprojekten in Baden-Württemberg praktiziert - "gespreizt" und können je nach Begabung des Kindes ein bis drei Jahre dauern. Als Folge der CDU-Pläne verlieren zwar die Kindergärten die Fünfjährigen, sollen aber gleichzeitig bereits für Zweijährige geöffnet werden. Alles, was am Anfang in der Bildung versäumt werde, könne später nicht mehr gerade gebogen werden, sagte Böhr bei der Vorstellung der "neuen Grundschule". Mit dem Aufbau einer verstärkten individuellen Förderung kann nach seiner Auffassung vor allem dem engen Zusammenhang zwischen Bildung und sozialer Herkunft begegnet werden, den die Pisa-Studie dem deutschen Schulsystem ins Stammbuch schrieb. Da in den Lerngruppen nur mit bis zu 20 Kindern gearbeitet werden soll, sind zusätzliche Lehrer und Fachkräfte wie Erzieher notwendig. Zusätzliche Lehrer und Erzieher nötig

Nachdem die CDU vor einem Jahr zum Befürworter von Ganztagsschulen wurde, will sie vor allem die Grundschulen zum Schwerpunkt des Ausbaus machen. Für den Bereich der Vorschule sind in jedem Fall Ganztagsangebote vorgesehen, wobei der Besuch am Nachmittag jedoch nicht unbedingt Pflicht ist. Für die Kinder soll es individuelle Förderpläne geben. Wann der Schüler jeweils in die dritte Klassenstufe wechselt, entscheiden die Lehrer anhand schriftlich festgestellter Lernfortschritte. Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) sieht im Grundschulkonzept der CDU nichts Neues. Bildung beginne nicht erst in der Schule, sondern bereits im Kindergarten, sagte Ahnen mit Verweis auf die vereinbarten Bildungsrichtlinien für diese Altersklasse. Ahnen plant, das dritte Kindergartenjahr beitragsfrei zu stellen und vor allem die Sprachförderung zu verstärken. Vor der Einschulung soll im Zweifelsfalle ein Sprachtest erfolgen. Einschulungen mit Fünf sind laut Schulgesetz freiwillig. Der Lehrerverband VBE begrüßte die von der CDU vorgeschlagene Neuordnung des Schuleinstiegs und die Stärkung der individuellen Förderung. Allerdings warnte er davor, die Eingangsstufe als Vorschule quasi von der Grundschule abzukoppeln.

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