Mainz. Kurt Beck pflegt auch in seiner letzten Amtszeit gewohnte Rituale. Wenn das Kabinett tagt, siezen sich die Minister, obwohl sie sich teils seit vielen Jahren kennen und normalerweise duzen. Der Regierungschef pocht darauf, um sich mit den Sachthemen neutral zu befassen.
Vorbereitet werden die Sitzungen unter anderem im Vier-Augen-Gespräch zwischen Beck und seiner grünen Stellvertreterin Eveline Lemke. Im September steht wie jedes Jahr das gemeinsame Wandern des Kabinetts an. Das kilometerlange Gehen mit anschließender Stärkung dient dem Beschnuppern und der persönlichen Beziehungspflege.
Im Koalitionsvertrag sind die Vorhaben der neuen Landesregierung beschrieben. Kurt Beck hat die wichtigsten Ziele in den kommenden fünf Jahren auch in seiner Regierungserklärung erläutert. Aber wie vertraut sind dem 62-Jährigen die Grünen persönlich schon geworden, nachdem er sie in der Vergangenheit manchmal als nicht verlässlich wahrgenommen und dargestellt hat? Auf entsprechende Fragen von TV-Redakteur Frank Giarra findet Kurt Beck launische Antworten.

Herr Beck, ist Grün neuerdings ihre Lieblingsfarbe?
Kurt Beck: Ich hatte noch nie etwas gegen Grün, denn das ist eine frische, optimistische Farbe. Meine Lieblingsfarbe ist und bleibt aber Rot.

Was verbinden Sie allgemein mit dem Begriff "grün"?
Beck: Bäume, Büsche, Wiesen, Wälder - und den Koalitionspartner.

Im Koalitionsvertrag ist von einem "Vegetariertag" die Rede, den es einmal im Jahr geben soll. Verzichten Sie auch auf Fleisch?
Beck: Ich bin ein unideologischer Nicht-Vegetarier, der durchaus mal ohne Fleisch auskommt. Ab und zu darf es auch ein grüner Salat sein.

Wie oft fahren Sie Bus, Bahn oder Rad, wann zuletzt wohin?
Beck: Bus und Bahn darf ich aus Sicherheitsgründen nur in Ausnahmefällen benutzen. Aber meine Frau und ich fahren in der Freizeit gerne mit dem Rad. Ins Grüne natürlich und an der Mosel entlang!

Wirtschaftsministerin Eveline Lemke schlägt Windräder als Aussichtsplattform vor. Wann ist die erste Kabinettssitzung auf einer solchen geplant?
Beck: Auf jeden Fall an einem Gründonnerstag oder zum nächsten 11. November.

Die Grünen möchten testweise auf Noten an Schulen verzichten. Welche Note bekommen sie dafür von Ihnen?
Beck: Ich bin ja zum Glück nicht der Oberlehrer hier. Wir klären diese Frage im Dialog bei einem Tässchen Grünem Tee.

Stichwort artgerechte Tierhaltung: Sind Sie ein Tierliebhaber?
Beck: Ich dachte eigentlich, das sei allgemein bekannt …

Bekommen die etwa 350 Polizisten, auf die Rot-Grün künftig verzichten will, zum Abschied wieder grüne Uniformen?
Beck: Nein, die Koalitionspartner dachten eher an eine kräftige, grüne Pflanze mit prächtigen roten Blüten.

Wie wohl fühlen Sie sich neben so vielen (grünen) Frauen im Kabinett?
Beck: Gut! Die Ministerinnen und ich sind uns durchaus grün.

Kurt Beck schützt seine persönlichen Daten, indem er…
Beck: … nicht öffentlich darüber redet, wie er sie schützt. Ich bin ja kein Datenschutz-Grünschnabel.Bei den wochenlangen Koalitionsverhandlungen mit den Grünen nach der Landtagswahl achtete Kurt Beck stets sehr genau darauf, den Gesprächspartnern Wertschätzung zu zeigen. Als am ersten Tag die Diskussion im Gästehaus der Landesregierung andauerte, unterbrach der Regierungschef um 18 Uhr plötzlich und sagte: "Jetzt wird erst mal gegessen." Es gab dann ein feines Büfett mit diversen Köstlichkeiten und regionalen Weinen zur Stärkung, ehe die Gespräche bis in die Nacht fortgesetzt wurden. Die Botschaft kam an, denn die Teilnehmer lobten anschließend mehrfach die Verhandlungen "auf Augenhöhe".fcg