Lästige, aber harmlose Plagegeister

TRIER. Wespen-Alarm: Die Kaffeerunde im Freien wird derzeit zur Tortur. Wespen vermiesen fast jedes Freiluft-vergnügen. Wie kann man sich dagegen schützen?

"Horror-Wespen" oder "Wespenterror" - kaum bevölkern die ersten Exemplare der schwarz-gelben Insekten die Terrassen und Gärten, wird von einigen wieder Panik und Hysterie geschürt. Völlig unnötig, wie Bienenforscher sagen. Denn es gebe keinerlei außergewöhnliche Wespenplage: "Das liegt in diesem Jahr im ganz normalen Bereich", sagt Wespenexperte Elmar Billig. Und im Grunde genommen sind Wespen und Hornissen friedliche Tiere: "Die sind nur extrem lästig, aber die gehen nicht automatisch auf Menschen los." Sie griffen nur an, wenn sie sich bedroht fühlten, etwa wenn man nach ihnen schlage. Aber auch - man glaubt es kaum - das Wetter macht ihnen zu schaffen. Liegt ein Gewitter in der Luft, bekommen die fliegenden Plagegeister Panik und können dann auch schon mal aggressiv werden. Laut Billig sind Wespen im August besonders nervend, weil dann die Königin eines Wespenstaates, der gerade mal zehn bis 500 Tiere umfasst (zum Vergleich: bei Honigbienen sind es bis zu 20 000), stirbt. Neue Brut kommt nicht nach, und damit sind die Wespen mit einem Mal arbeitslos, weil sie keine Nahrung mehr für den Nachwuchs suchen müssten. Daher stürzen sie sich lieber auf Pflaumenkuchen und Cola, statt mühsam Insekten zum Verfüttern zu fangen. Übrigens sollte man ein Nest niemals selbst entfernen - die Gefahr, von einem wütenden Schwarm angegriffen zu werden, ist zu groß. Besser einen Imker anrufen, notfalls die Feuerwehr. Wodurch die Viecher letztendlich aggressiv werden, dürfte den Teilnehmer eines fröhlichen Kaffee-Klatsches im Freien oder einer Grillparty egal sein. Sie nerven, die Wespen. Und umfliegt erst einmal von ihnen den üppig gedeckten Terrassen-Tisch, folgen schnell auch die nächsten, weil die Tiere sich untereinander verständigen, wo es leckeres Futter gibt. Am besten sei, die erste Wespe einzufangen oder zu töten, rät der Wespenexperte. Doch Vorsicht: Denn auch für Wespen gilt der Artenschutz, der es verbietet, wild lebende Tiere ohne vernünftigen Grund zu fangen oder zu töten. Immerhin sind 16 von insgesamt 18 Wespenarten geschützt. Doch die, die das Essen im Freien derzeit am meisten stören, nämlich die Gemeine und die Deutsche Wespe, gehören nicht dazu. Ganz besonders geschützt sind übrigens die von vielen (zu Unrecht, wieElmar Billig meint) gefürchteten Hornissen. Wer ein Hornissen-Nest entfernt, muss mit einer Strafe von bis zu 50 000 Euro rechnen. Entgegen der landläufigen Meinung sind Wespenstiche für die meisten Menschen übrigens vollkommen harmlos, wenn auch manchmal äußerst schmerzhaft. Nur wer am Kopf, im Rachen oder am Hals (Erstickungsgefahr) gestochen wurde, sollte sofort zu einem Arzt. Normale Stiche können mit einer halben Zwiebel oder mit frischer Petersilie, die man auf der Einstichstelle ausdrückt, wirkungsvoll behandelt werden. Außer einer mehrtägigen Hautrötung bleibt meistens nichts nach einem Wespenstich zurück. Anders sieht es bei auf Insektengifte allergischen Menschen aus. Knapp drei Millionen Deutsche sind davon betroffen. Ein Wespenstich kann für sie tödlich sein. Knapp 20 Menschen sterben pro Jahr daran. Kommt es direkt nach einer Wespenattacke zu Atemnot, Hautausschlag, Schweißausbrüchen, Erbrechen oder Schwindel, sollte sofort ein Notarzt angerufen werden. Wespen sterben übrigens im Gegensatz zu Bienen nicht, nachdem sie gestochen haben. Wie schützt man sich am besten vor den Plagegeistern? Nicht nach Wespen schlagen. Im Freien nicht aus Getränkedosen trinken, Wespen könnten unbemerkt in Limo, Cola oder Bier schwimmen und beim Trinken zustechen. Strohhalm benutzen. Gläser mit Bierdeckeln abdecken. Kuchen unter Kuchenhauben stellen.

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