Lage entspannt, Gefahr aber noch nicht gebannt

Obwohl die Zahl der Schweinegrippe-Fälle zurückgeht, geben die Experten noch keine Entwarnung. Im rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium rechnet man mit einer neuen Welle Anfang des Jahres.

Mainz. Deutschland ist blau. Jedenfalls auf der wöchentlich neu erstellten Übersichtskarte des für die Gesundheitsüberwachung zuständigen Robert-Koch-Instituts. Blau steht für normal, es gibt derzeit nicht besonders viele Fälle von Atemwegserkrankungen in Deutschland. Dazu gehört auch die in diesem Jahr bekanntgewordene Schweinegrippe. Noch vor zwei Wochen gab es auf der Karte viel mehr Flecken in Orange und Rot, die erhöhte Aktivitäten der Viren signalisieren.

15 000 Erkrankungen seit April



Auch in Rheinland-Pfalz hat sich die Lage normalisiert. Zwar zeigt die Karte rund um Trier noch eine leicht erhöhte Aktivität, in der Eifel, im Hunsrück und an der Mosel ist alles blau. "Die Lage ist entspannt", bestätigt Stephanie Burlage, Sprecherin des Mainzer Gesundheitsministeriums. Derzeit steigt die Zahl der normalen Grippe-Fälle deutlich schneller. Seit April gab es 15 369 bestätigte Schweinegrippe-Fälle im Land, sieben Menschen starben im Zusammenhang mit der Infektion. 31 neue Fälle wurden seit Dienstag registriert, zumeist erkranken Kinder und Jugendliche. Deutschlandweit wurden bislang 132 Schweinegrippe-Opfer gezählt, rund 210 000 sind im Laufe des Jahres erkrankt. Dassind weit weniger Fälle als noch vor einem halbem Jahr befürchtet.

Von möglicherweise Tausenden von Grippe-Toten war in Horrorszenarien die Rede, angebliche Experten sagten voraus, das öffentliche Leben in Deutschland werden im Herbst wegen der Schweinegrippe zum Erliegen kommen. Kritiker werfen den Herstellern des Impfstoffes gegen die Schweinegrippe gezielte Panikmache vor, um den Umsatz des neuen Mittels voranzutreiben.

Nun müssen die Bundesländer einräumen, zu viel Impfstoff geordert zu haben. Auch in Rheinland-Pfalz wird überlegt, weniger als die geplanten 2,5 Millionen Impfdosen zu bestellen. Zunächst hatten Experten eine zweifache Impfung gegen die neue Grippe empfohlen, nun heißt es, ein einfacher Pieks sei ausreichend. Außerdem ist entgegen allen Empfehlungen die Impfbereitschaft gering, was mit dem zumeist milden Verlauf der Infektion zusammenhängen dürfte. Zwar gab es im November kurzzeitig einen Engpass beim Impfstoff, und es kam zu Wartelisten. Mittlerweile sei die Nachfrage "sehr gering", sagt die Ministeriumssprecherin. Das hänge mit der derzeit eher geringen Infektionsgefahr zusammen. Trotzdem empfiehlt sie weiterhin eine Impfung. Im Januar und Februar könnte eine neue Welle kommen. extra Deutschland hilft Afrika: Die Bundesregierung will Afrika beim Kampf gegen die Schweinegrippe stärker unterstützen. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Focus" hat sich das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit vom Haushaltsausschuss des Bundestages außerplanmäßig 14 Millionen Euro genehmigen lassen. Mit dem Geld sollten die Impfungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mitfinanziert werden. Die Hilfe für die bedürftigsten Menschen südlich der Sahara sei "zeitlich dringend geboten", erklärte das Ministerium dem Bericht zufolge. Nur eine "schnellstmögliche Reaktion" biete die Chance, die Schweinegrippe effektiv einzudämmen. (dpa)

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