Land zahlt 30 Millionen Euro für Vertretungslehrer

In den Streit um die Vertretungslehrer kommt Bewegung. Nach heftigen Protesten von Verbänden, Gewerkschaften und betroffenen Pädagogen hat das rheinland-pfälzische Bildungsministerium nun endgültig einen Vertretungspool auf den Weg gebracht (der TV berichtete).

Mainz. Ab August dieses Jahres erhalten zunächst 100 Lehrer eine unbefristete Stelle mit Beamtenstatus. Spätestens bis zum 1. Februar 2012 soll dieser Pool 200 Stellen umfassen (Kosten pro Jahr: 10 Millionen Euro). 80 Lehrer werden den Grundschulen zugeordnet, 80 den Realschulen Plus, 30 den Gymnasien und zehn den Integrierten Gesamtschulen (IGS). Die Förderschulen gehen dabei leer aus.
Gewerkschaften und Verbände begrüßen diesen "ersten Schritt" grundsätzlich, da sie seit Jahren gegen befristete Verträge Front machen. Doch zugleich befürchten sie, dass die Misere bei den Vertretungslehrern weitergeht.
Die Frage lautet: Wird das Bildungsministerium alle Lücken schließen, die sich in der Unterrichtsversorgung etwa durch Krankheitsfälle oder Elternzeiten auftun? Ingesamt gibt es 2700 Verträge für Vertretungslehrer.
Tragende Säule des Systems



Die Pädagogen, die sich von befristetem Vertrag zu befristetem Vertrag hangeln, sind längst zu einer tragenden Säule des Bildungssystems geworden. Sie gehören zum Teil seit Jahren zum Kollegium, üben vielerorts die Klassenleitung aus. Wenn sie ausfallen, trifft das die betroffenen Schulen hart. Denn so leicht sind diese Kräfte nicht zu ersetzen. "Die Kinder brauchen vor allem Konstanz", so die Pirmasenser Grundschulrektorin Angelika Zauner-Kröher (62).
Jahrelang haben die Schulen darauf gebaut, dass sie genug Vertretungslehrer erhalten würden - genehmigt von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier. Als das Bildungsministerium dann vor wenigen Wochen die Verträge auf Eis legte und damit begann, die Genehmigungspraxis zu untersuchen, brach ein Sturm der Entrüstung los. Schulen sahen die Unterrichtsversorgung gefährdet. Die meist jungen Vertretungslehrer hatten Angst um ihre Zukunft. Inzwischen sagte das Bildungsministerium zu, bestehende Verträge weiterzufinanzieren - und neue abzuschließen.
ADD wieder Herr des Verfahrens



Dafür stehen (inklusive Pool) bis Ende des Jahres 30 Millionen Euro bereit. Zudem ist die ADD wieder Herr des Verfahrens, wenn sie nach einheitlichen Kriterien agiert und auf die Kosten achtet. Ist der Konflikt damit endlich entschärft? Johannes Müller, Vorsitzender des Landesverbandes Bildung und Erziehung (VBE) glaubt, dass das Bildungsministerium die Mittel zu knapp bemisst, um genug Lehrer anzustellen. "Sie reichen nicht aus, um den Stand der Unterrichtsversorgung zu halten", kritisiert er. Klaus-Peter Hammer, Landeschef der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), spricht von einer Kostendeckelung.
Seine Sorge: "Die Regierung schaut genau hin, wo bei der Bildung gespart werden kann." Die CDU-Politikerin Bettina Dickes wirft Rot-Grün vor, einen "geplanten Unterrichtsausfall" in Kauf zu nehmen. DB

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort