Landesbeteiligung in der Kritik

AHRWEILER. Mit ihrer Beteiligung an der "BikeWorld" wollte die landeseigene Nürburgring-Gesellschaft das Geschäftsfeld "Motorräder" am Ring ausbauen. Doch zwei Jahre nach der Gründung schrieb die Zweirad-Tochter tiefrote Zahlen – das monierte schon der Landesrechnungshof. Verlierer ist nicht nur die öffentliche Hand: In weitem Umkreis laufen die Motorradhändler Sturm. Sie prangern Dumping-Konkurrenz an und beklagen Job-Verluste.

Ein Zusammenschluss von 17 Motorradhändlern aus dem nördlichen Rheinland-Pfalz wirft dem Land und dem Kreis Ahrweiler vor, unzulässig an einem Motorradhandel beteiligt zu sein und so den Wettbewerb zu verzerren. Über die Nürburgring GmbH als Gesellschafter halten Land und Kreis insgesamt 49 Prozent an der "BikeWorld GmbH". Die Firma betreibt seit drei Jahren in Meuspath nahe dem Nürburgring einen Motorradhandel und hat nach einem Bericht des Landesrechnungshofes in den Jahren 2004 und 2005 einen Verlust von 1,7 Millionen Euro erwirtschaftet. Darlehen von 2,6 Millionen Euro

Um diese Verluste auszugleichen, gewährte die Nürburgring GmbH - und nicht der Mehrheitsgesellschafter, ein Privatinvestor - der "BikeWorld" ein Darlehen von 2,6 Millionen Euro. Der Landesrechnungshof kommt zu dem Schluss, dass "ein Landesinteresse für eine mittelbare Beteiligung an einer Gesellschaft, die Handel mit Motorrädern betreibt, nicht erkennbar" ist. Die Motorradhändler aus zehn Landkreisen verlangen vom Land den Rückzug aus der "BikeWorld" und verweisen auf den ihrer Meinung nach ruinösen Wettbewerbsvorteil für die Firma. Dadurch hätten die Konkurrenten Umsätze in Millionenhöhe und mindestens 25 Arbeitsplätze verloren. "Überspitzt kann man sagen, dass wir als Händler mit unserer Steuerlast diese Konkurrenz finanzieren", sagt Georg Schmitz, Zweirad-Händler aus Adenau. "Meine Umsätze sind seit dem Start der ,BikeWorld' um 18 Prozent zurückgegangen. Außerdem musste ich im vorigen Jahr meine Filiale in Bonn schließen." Die Folge: 18 Arbeitsplätze gingen verloren. Das seit 1952 am Nürburgring ansässige Unternehmen hat seinen Exklusivvertrag mit BMW abtreten müssen, obwohl die Umsatzvorgaben mit etwa einer Million Euro pro Jahr übererfüllt worden seien. Die "BikeWorld" ist anschließend nahtlos in einen BMW-Vertrag eingestiegen. Die Zugpferde von Stefan Schmitt aus Altendiez waren Fahrzeuge der Marke Ducati. Schmitt hat seinen Vertrag zum 31. März gekündigt, weil es aus seiner Sicht nichts mehr zu verdienen gibt. ",BikeWorld' hat Ducati-Artikel preismäßig quasi unter der Gürtellinie verkauft", klagt er. "Dumpingpreise auf alle Artikel machen den Markt kaputt", schimpft Klaus Schneider aus Mayen, der seit 2004 zehn Prozent Umsatzrückgang hinnehmen musste und einen Mitarbeiter entließ. Landesregierung soll Stellung beziehen

Die Händler haben sich nun in einem offenen Brief an Ministerpräsident Kurt Beck gewandt. Darin argumentieren sie, dass sich weder der Kreis Ahrweiler noch das Land aufgrund von Bestimmungen in der Gemeindeordnung und der Landeshaushaltsordnung an einem Motorradhandel beteiligen dürfen. "Diese Frage ist bereits 2002 geprüft und bejaht worden", antwortet der Kreis Ahrweiler. Die CDU-Opposition im Landtag nimmt sich der Händler-Sorgen an: Die Landesregierung soll im Wirtschaftsausschuss berichten. "Es ist nicht akzeptabel, wenn die Steuergelder, die richtigerweise der Nürburgring GmbH zur Verfügung gestellt werden, zur Finanzierung eines ruinösen Wettbewerbs eingesetzt werden", sagt der CDU-Abgeordnete Josef Dötsch. Werden Fehlentwicklungen erkannt, muss umgesteuert werden, so Dötsch. Nach Darstellung der Nürburgring-Gesellschaft geschieht das bereits: Anfang Februar wurde bei einem Runden Tisch mit den Motorradhändlern "gemeinsam besprochen, welche Kooperationsmöglichkeiten es gibt", so der Marketing-Chef der Nürburgring GmbH, Stephan Cimbal. Allerdings sind die Reihen der Gegner seither geschlossen: 16 von 17 Händlern haben nach dem Treffen eine Zusammenarbeit gestern abgelehnt. Die "BikeWorld" wird strategisch neu ausgerichtet, heißt es vom Wirtschaftsministerium.

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