Lange Leitung zwischen Cattenom und Trier

Trier · Offizielle Informationen über Zwischenfälle im Kernkraftwerk Cattenom gelangen erst über Umwege zu den verantwortlichen Behörden in Trier. Die Öffentlichkeit wird allerdings nur im Katastrophenfall informiert.

Trier. 80 Kilometer beträgt die Entfernung von Trier ins lothringische Cattenom. Trotzdem scheinen Welten zwischen hier und dort zu liegen. Zumindest was den Informationsfluss aus dem dortigen Kernkraftwerk nach Trier angeht. Einen direkten Draht scheint es immer noch nicht zu geben.
Kommt es zu einem Zwischenfall, informiert die Kraftwerks-zentrale wohl zunächst die zuständige Regionalverwaltung in der Präfektur in Metz. Auch nach Luxemburg an die für Zivil- und Katastrophenschutz verantwortlichen Stellen und an die saarländische Landespolizeidirektion in Saarbrücken erfolgt eine Meldung - per Mail in französischer Sprache.
Von dort geht die Information an das Polizeipräsidium Trier, dieses faxt die Nachricht in französischer Sprache - nach telefonischer Vorankündigung - an die Rufbereitschaft der für den Katastrophenschutz in Rheinland-Pfalz zuständigen Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) und gleichzeitig an die Leitstelle der Trierer Feuerwehr und das Lagezentrum des rheinland-pfälzischen Innenministeriums.
Die Leitstelle informiert unter anderem die Kreisverwaltung Trier-Saarburg, die im Katastrophenfall unmittelbar betroffen wäre.
Oft vergehen mehrere Stunden bis zur Information der hiesigen Behörden. Das zeigt sich an den drei Zwischenfällen in der vergangenen Woche:

9. Februar, 16.30 Uhr: Rauchaustritt an der Pumpenstation der Reaktorblöcke drei und vier. Bei der ADD-Rufbereitschaft geht die Meldung abends um 21.22 Uhr ein. Die Trier-Saarburger Kreisverwaltung erhält gegen Mitternacht die entsprechende Information.

10. Februar, 2.45 Uhr: Ein technischer Defekt am Stromgenerator im Block zwei löst eine Reaktorschnellabschaltung aus. Erst um 11.50 Uhr trifft die Meldung bei der ADD ein, 40 Minuten später liegt der Kreisverwaltung die Nachricht vor.

11. Februar, 4.45 Uhr: Rauchaustritt in einem Technik-Raum des Reaktorblocks vier. Um 10.30 Uhr wird die Rufbereitschaft der ADD darüber informiert, drei Stunden später die Kreisverwaltung.

Die Öffentlichkeit ist über diese Zwischenfälle nicht offiziell informiert worden. Begründung der ADD: Es handele sich nicht um für den Katastrophenschutz relevante Meldungen. Das rheinland-pfälzische Energieministerium hat die Vorfälle von Donnerstag und Freitag zum Anlass genommen, erneut die Abschaltung von Cattenom zu fordern. Der Trier-Saarburger Landrat Günther Schartz kritisiert die Nicht-Information der Öffentlichkeit. Das Ministerium dürfe sich nicht immer nur auf die Forderung nach Abschaltung beschränken. Über die nachträgliche Heraufstufung eines Zwischenfalls im Januar (fehlende Ventile in einem Brennelemente-Kühlbecken) zu einem Störfall wurden die hiesigen Behörden nicht offiziell informiert.

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