Lebens-Sinn durch Urlaubsreisen

TRIER. Die wirtschaftlicheSituation in Deutschland ist nicht rosig. Für die Urlaubsregion um Trier könnte das ein Vorteil sein.

Martin L. Fontanari hat zwei Nachrichten parat. Der Leiter des Europäischen Tourismus Instituts (ETI) an der Universität Trier präsentiert zuerst die schlechte: "Die Deutschen werden ärmer." Der negative Trend sei derzeit nicht aufzuhalten. Die gute Nachricht: Trier und seine Region können von der Krise profitieren. Denn die Tendenz zum Urlaub im eigenen Land habe sich verstärkt und werde sich weiter verstärken. Nach einer Umfrage seines Instituts könnten sich 59 Prozent der Deutschen Urlaub an der Mosel vorstellen. Und die Pluspunkte wurden auch gleich mit geliefert: Sicherheit, Tradition, zahlreiche Facetten, erschwingliche Preise. Der Auslands-Tourismus ist in der letzten Zeit teurer geworden, für immer mehr Menschen zu teuer. Das Europäische Tourismus Institut erforscht seit 1991 unter vielerlei Gesichtspunkten die touristische Landschaft der Republik und darüber hinaus die der Großregion Saar-Lor-Lux-Trier. Dabei hat man auch festgestellt, dass im Binnentourismus in dieser Großregion noch ein beachtliches Potenzial schlummert. Viel zu wenig Trierer werden zu Tagesreisen nach Metz oder Nancy animiert, und umgekehrt verhält es sich genauso. Im vergangenen Jahr hat das Institut, das sich selbst finanziert, 44 Projekte organisiert, Forschungen, Beratungen und auch Weiterbildungen. In diesem Jahr steht unter anderem eine Fortschreibung des Tourismuskonzepts in Rheinland-Pfalz an, außerdem eine bundesweite Befragung zur Nutzung und Sicherheit von Omnibusreisen und eine Gästebefragung in Rheinland-Pfalz. Gäste bringen Geld mit. Durchschnittlich rechnet man mit 60 Euro pro Person und Tag. Was sie davon im Urlaubsort lassen, ist nur mit großem Aufwand sicher zu beziffern. Für die Nordseeinsel Norderney hat das Institut das vor einigen Jahren getan und eine Wertschöpfung von 450 Millionen Mark jährlich ermittelt. Wertschöpfung ist, was von den touristischen Einnahmen nach Abzug von Vorleistungen und Abschreibungen übrigbleibt, also Löhne, Steuern, Guthabenzinsen, Dividenden und Unternehmensgewinne. Danach schätzt das Institut für Trier im Jahr 2001 eine Wertschöpfung von knapp 17 Millionen Euro, für 2002 von knapp 18 Millionen Euro. Das ist immerhin ein Zuwachs von 4,9 Prozent. Es reicht aber nicht, Zahlen zu addieren und daraus Vermarktungs-Strategien zu entwickeln. Noch wichtiger als die Quantität der Angebote ist ihre Qualität. Reisende befinden sich, so Fontanari, auch auf der Suche nach Lebens-Sinn. Ziele, die Echtheit vermitteln, wie Trier mit seinen römischen und mittelalterlichen Altertümern, die mit Kultur, Wellness, Wandern und Sport den Menschen neue geistige und körperliche Perspektiven bieten, können beitragen zur "mental balance", zur persönlichen Ausgeglichenheit. Die findet der Tourist ganz bestimmt in der Trierer Region und nicht in "Ballermann 6".

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